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Soziale Konstruktion und Bildung im Kontext globaler Konflikte

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In einem in die deutsche Sprache übersetzten Text, der jedoch bislang nicht gedruckt, sondern nur auf seiner website als Online-Text vorliegt, beschäftigt sich Kenneth Gergen mit Fragen„Sozialer Konstruktion und Bildung im Kontext globaler Konflikte“. Dabei geht es vor allem um den Stellenwert des Wahrheitsbegriffs als kulturellem Ideal in Bildungsprozessen:„Ich glaube, dass wichtige Grundannahmen, auf denen überwiegende Teile unserer Bildungspraxis beruhen, in vielerlei Hinsicht nicht zur Verminderung von Konflikten beitragen, sondern zu ihrem Bestehen. Warum das so ist? Es wurde schon viel darüber gesprochen, dass unsere Lehrpläne eine eurozentristische Sicht auf Kultur, Geografie, Geschichte und Religion vertreten. Alles Nichteuropäische wird hier oft als exotisch und fremd dargestellt, wenn es nicht sogar gänzlich ausgeblendet wird (…). Ich will mich hier aber nicht mit einzelnen Unterrichtsinhalten beschäftigen. Vielmehr finde ich die Annahmen beunruhigend, die unserer Lehre -sowohl in ihren Inhalten als auch in ihrer Form – zugrunde liegen. Bedenken Sie einige Ideale, die unser Handeln leiten: Wahrheit, Objektivität und rationales Denken. Wünschen wir nicht, dass unsere Lehre diese Ideale verkörpert? Und gestalten wir nicht eine pädagogische Praxis, die darauf ausgerichtet ist, diese Ideale in den ‘Köpfen und Herzen’ der Jugend zu verankern? Ich vermute, dass wir auch politisch der Ansicht sind, dass tödliche Konflikte durch die Verbreitung dieser Ideale bald der Geschichte angehören werden. Objektive Wahrheit könnte die endlosen ideologischen Auseinandersetzungen beenden. Es war lange Zeit das Versprechen der wissenschaftlichen Gemeinschaft, dass Ideologie durch Tatsachen aufgelöst werden kann. Ich behaupte, dass es genau diese Ideale sind – Wahrheit, Objektivität und Logik -, die einer friedlichen Welt im Wege stehen. Ich sage dies hauptsächlich deswegen, weil diese Ideale immer als weitgehend kulturunabhängig begriffen wurden. Wir betrachten sie als kulturübergreifende Ideale – die von allen Menschen geschätzt werden. Wir glauben z. B. an die Notwendigkeit der ‘Suche nach Wahrheit’ und daran, dass durch sorgfältige empirische Arbeit ‘herausgefunden’ oder ‘enthüllt’ werden kann, was objektiv der Fall ist. Wahrheit nimmt für uns und für alle anderen Kulturen eine Vorrangstellung ein. Die Herausforderung ist es, mit hartnäckiger Vernunft die Natur der Realität zu entdecken und bekannt zu machen“
Zum vollständigen Text…

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