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Narrationen und Narrative Therapie

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Narrationen und Narrative Therapie sind Schwerpunktthema des ersten Familiendynamik-Heftes des neuen Jahres. Im Editorial heißt es: „Mit Geschichten erzählen wir unser Leben, geben ihm Sinn und Bedeutung, treffen Unterscheidungen, erklären, was wir erleben. Unsere Geschichten können problembeladen oder lösungsorientiert sein oder auch beides. Besonders eindrücklich sind Narrative, die von Herausforderungen erzählen und zeigen, wie diese gemeistert wurden. Geschichten greifen jedoch nicht nur Erlebtes auf, sondern beeinflussen ihrerseits unser Erleben und Verhalten. Sie können Bindungen stärken oder schwächen, uns Lösungen näherbringen oder aber zur Eskalation beitragen. In Therapie, Beratung und Coaching begegnen wir vor allem Problemerzählungen, die Klient*innen daran hindern, ihre Stärken zu entfalten und sich als selbstwirksam zu erleben. Daher ist die psycho-soziale narrative Arbeit eine Art Dekonstruktion von defizitorientierten Narrativen, um neue Erzählungen hervorzubringen. Obwohl dies in jeder Form von psycho-sozialer Arbeit mehr oder weniger ausgeprägt geschieht, etwa als Reframing, möchten wir mit diesem Heft Narrative und die Narrative Therapie explizit in den Mittelpunkt rücken. Damit führen wir zugleich einen Diskurs fort, den Arist v. Schlippe im Februar 2020 an der Universität Witten/Herdecke mit der internationalen Tagung »Durch Geschichten wandern … Narrative Psychotherapie und Nomadische Theorie« initiiert hat. Hier wurden philosophische Fragen diskutiert, aber auch emotionale Erfahrungen ermöglicht, die spürbar machten, aus welchem Stoff unsere Welt des Denkens, Fühlens und Sprechens gemacht ist – eben aus Erzählstoff. Und dieser Stoff verleiht uns die Kraft, nicht nur soziale Veränderungen zu reflektieren, sondern sie anzuregen.“

Peter Jakob beschreibt Narrative Therapie als Therapiekonzept, das sich kontinuierlich weiterentwickelt hat. Jan Olthof und Mariëlle Gelissen beschreiben den Verlauf einer narrativen Traumatherapie, Jiajia Wu und Alexander Korittko untersuchen Traumata und Narrative zwischen politischer Propaganda und familiärer Transgenerationalität am Beispiel der DDR/BRD-Vereinigung und der Ein-Kind-Politik in China. Finn Schmidt und Heiko Kleve unternehmen den Versuch einer phänomenologischen Erklärung der repräsentierenden Wahrnehmung in der Aufstellungsarbeit. Neben weiteren Artikeln gibt es auch drei Leserbriefe zur Covid-19-Ausgabe (4/2020): Abstract: Kurt Pelzer kritisiert die Auswahl von Harald Walach als Covid-Experten und nimmt eine klare Gegenposition ein. Günther Emlein findet gleich das ganze Heft schrecklich und kritisiert es aus der Metaposition Luhmann’sch-systemtheoretischer Sicht als nicht tiefgründig genug und sprachlich inadäquat. Ulrich Sollmann wiederum wendet ein, dass manche Beiträge durch ihre allzu kunstvolle Sprache vom Inhalt des Geschriebenen ablenken.

Alle bibliografischen Angaben und abstracts finden sich hier…

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