systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

Kontext 2022

Heft 1

Kaminski, Birgit & Barbara Bosch (2022): Editorial – Kleine Blitzlichter auf ein weites Feld. In: Kontext, 53 (1), S. 4-7. 

Conen, Marie-Luise (2022): Aufsuchende Familientherapie – updated. In: Kontext, 53 (1), S. 8-20. 

Abstract: Gern komme ich der Anfrage der Gastherausgeberinnen dieses Schwerpunktheftes zur aufsuchenden systemischen Arbeit nach und beantworte die drei an mich gerichtete Fragen:
1. Was hat mich anfänglich bewogen, dieses Modell auf den Weg zu bringen?
2. Wie sehe ich die Entwicklung von Aufsuchender Familientherapie seit meiner ersten Publikation dazu?
3. Wie sehe ich die Zukunft aufsuchender Erziehungshilfen?

Reichl, Ute (2022): Vom (Auf)suchen zum (Er)finden Systemische Arbeit im Wohnzimmer. In: Kontext, 53 (1), S. 21-33. 

Abstract: In diesem Artikel wird der Aufbau und die Entwicklung des Fachdienstes für ambulante systemische Jugendhilfe in einem Trägerverbund aus der Sicht der Koordinatorin beschrieben. Fallbeispiele und Rückmeldungen von Familien ergänzen anschaulich was wirkt und wie gelingende Zusammenarbeit auch im Rahmen von Pflichtkontext möglich ist.

Bracht, Karin & Michael Stüdemann (2022): Rolle Rückwärts über das Parkett. In: Kontext, 53 (1), S. 34-44. 

Abstract: Das Fallbeispiel der systemischen aufsuchenden Familientherapie beschreibt die familiären Schwierigkeiten hinsichtlich des Ablösungsprozesses eines 16-jährigen intelligenten Jungen mit einer Autismus-Spektrumsstörung.

Rosenberg, Karin & Günter Kalisch (2022): »Wir nehmen die ganze Familie auf!« Aufsuchende systemische Familienarbeit in der Jugendhilfe. In: Kontext, 53 (1), S. 45-61. 

Abstract: Der Artikel beschreibt die Entwicklung einer systemisch ausgerichteten Jugendhilfe bis zur Einführung eines Konzeptes der aufsuchenden systemischen Familientherapie (AFT) aus der Praxis eines Jugendhilfeträgers. Vorgestellt werden die Schritte zur Etablierung des Konzeptes, die Kooperationserfahrungen mit öffentlichen Jugendhilfeträgern, die Rückmeldungen und Ergebnisse aus der Arbeit mit den Familien und die Rückwirkungen auf die Mitarbeiter/innen.

Zwicker-Pelzer, Renate (2022): Aufsuchend beraten in Kontexten von Krankheit, Pflege und Hochaltrigkeit. In: Kontext, 53 (1), S. 62-74. 

Abstract: Aufsuchend und zugehend zu beraten ist ein Merkmal hoher Qualität in der Sozialen Arbeit. Beratung hat sich als Handlungskonzept und Teilleistung von sozialer Arbeit zunehmend etabliert und ist längst aus dem Schattendasein von Therapie herausgetreten. Aufsuchendes be- raterisches Handelns in der Sozialen Arbeit hat in der Familienarbeit besonders im Bereich der Kindeswohl(-gefährdung) einen zunehmend höheren Stellenwert, während sie in den Kontexten von Krankheit, Pflegebedürftigkeit, Umgang mit Alter und Hochaltrigkeit noch weitgehend unbeachtet bliebe. Hier stand der Aspekt der Versorgung durch die Pflegeberufe eher im Zentrum, Beratung wurde quasi nebenbei geleistet und gute begleitende Gespräche waren selbstverständlich. Nun aber rückt aufsuchende Beratung stärker in den Fokus der Reflexion professionellen Handelns aller sozialen Berufe. Krankheit und Pflegebedürftigkeit können alle Lebenshasen – vorübergehend oder dauerhaft – betreffen. Sie sind kein typisches Merkmal von Alter; immerhin ist das Alter – mit etwa vier Jahrzehnten – die längste aller Lebensphasen. Für den Umgang mit Engpässen in dieser langen Lebensphase ist die pflegerische Hilfe nur ein Teil. Der Einbezug von Angehörigen/des sozialen Netzes; die emotionale Bearbeitung und Reflexion durch Beratung tragen zur Heilung auf eine ganz eigene Weise bei. Der soziale Kontext (Angehörige, Freunde, Nachbarn) wird für Professionelle verstehbarer, wenn die räumliche Nähe durch aufsuchende Beratung möglich ist. Aufsuchende Beratung in Krankheit, Pflege und Hochaltrigkeit ist getragen vom erweiterten Gesundheitsverständnis, welches die Anwesenheit von Krankheit und lebens- sowie altersbedingten Einschränkungen einschließt.

Ritscher, Wolf (2022): Die Zukunft nach Corona – Nachrichten aus dem »Grand Hotel Abgrund«. In: Kontext, 53 (1), S. 75-93. 

Abstract: Der Grundtenor dieser Reflexionen ist pessimistisch – entgegen aller Forderung nach ressourcenorientierter Beschreibung von Wirklichkeiten. Der Autor bezieht eine Gegenposition zu der vor allem zu Beginn der Corona-Krise oft geäußerten Annahme, dass diese Krise eine Chance zum Innehalten, zur subjektiven und gesellschaftlichen Umsteuerung beinhalte. Er betont dagegen das erkennbare Festhalten der sozio-kulturellen, ökonomischen, politischen und technisch-wissenschaftlichen Systeme an den derzeitigen systemischen Basisstrukturen: Kapitalismus, Konsum, Globalisierung, Digitalisierung, persönlicher Narzissmus und die ab- nehmende »Halbwertzeit« von Beziehungen. Dennoch geht es darum, welche Veränderungen (»Reformen«) innerhalb dieses gesetzten Rahmens anzugehen wären. Denn alles in allem hat die Corona-Krise die strukturellen Mängel unseres Gesellschaftssystems schonungslos und mit oft schlimmen Folgen offen gelegt. Veränderungen sind also unumgänglich, aber die Frage bleibt, inwiefern es darüber einen gesellschaftlichen Konsens geben kann.

Lieb, Hans, Christina Hunger-Schoppe, Matthias Ochs, Kerstin Dittrich & Eva-Maria Greiner (2022): Kongressbericht: ST meets VT. In: Kontext, 53 (1), S. 112-115. 


Heft 2

Ochs, Matthias & Markus Haun (2022): Editorial – Rück- und Ausblicke – Impulse aus den DGSF-Videotagen 2021. In: Kontext, 53 (2), S. 123-125. 

Abstract: Ursprünglich sollte die Jahrestagung der DGSF 2021 in der Hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden stattfinden, veranstaltet vom dort ansässigen Systemisch-Interkulturellen Kompetenzcentrum (SIK) – und wir haben lange gemeinsam mit Benjamin Bulgay, dem Leiter des SIK, gehofft, dass sich die Pandemiesituation so entwickeln würde, dass wir uns in Präsenz wieder treffen und begegnen können, um im schönen Kurhaus in Wiesbaden miteinander lernen, uns inspirieren und feiern zu können. Doch es kam bekanntlich anders: Auch 2021 musste die DGSF-Jahrestagung wieder, wie schon jene vom Helm Stierlin-Institut im Jahr 2020 initiierte, abgesagt werden. Doch mit einem Komplettausfall wollte der DGSF-Vorstand sich nicht anfreunden – und so kam, gemeinsam mit Bernd Ulrich vom Auditorium Netzwerk Verlag für audiovisuelle Medien, die Idee auf, Videotage durchzuführen. Mit den DGSF-Videotagen wollte der DGSF-Vorstand eine Einladung aussprechen, Pionier/innen, Koryphäen und solche, die es noch werden (wollen), aus dem systemischen Feld per Video-Aufzeichnungen aus vier Jahrzehnten (wieder) zu entdecken, kennenzulernen und sich an ihnen einfach (wieder) zu erfreuen! Die DGSF-Vorsitzende Anke Lingnau-Carduck hat dann einen großartigen Titel für die DGSF-Videotage kreiert: Leben weben! Und mit in Spitzenzeiten 800 Live-Teilnehmer/innen waren die Videotage ein voller Erfolg! Doch so ganz ohne »Live« wollten wir auch die DGSF-Videotage (12.-19. September 2021) nicht durchführen. So überlegte der DGSF-Vorstand einen passenden Fokus für die Online-Einführungsveranstaltung mit Live-Vorträgen.

Wagner, Elisabeth (2022): Die systemische Entstörung von Persönlichkeitsstörungen. In: Kontext, 53 (2), S. 126-140. 

Abstract: Lange Zeit wurde die Diagnose »Persönlichkeitsstörung« in der systemischen Fachliteratur entweder ignoriert oder radikal in Frage gestellt. Man konzentrierte sich auf die Dekonstruktion des Konzepts »Persönlichkeitsstörung« aus erkenntnistheoretischer Perspektive und übersah dabei regelmäßig die Nöte der praktisch Tätigen, die in ihrer therapeutischen Arbeit die mit Persönlichkeitsstörungen assoziierten Phänomene nicht wegdefinieren können. In diesem Beitrag wird dargestellt, wie Persönlichkeitsstörungen in einer synergetischen Perspektive als dysfunktionale Fühl-Denk-Verhaltensprogramme im Sinne Luc Ciompis verstanden werden können. Es wird aufgezeigt, welche Modifikationen der systemischen Grundprinzipien in der Anfangsphase der Therapie nötig sind, um in weiterer Folge auf der Basis dieser Grundprinzipien »Persönlichkeitsstörungen systemisch entstören« zu können. Abschließend wird auf die Notwendigkeit hingewiesen, strukturelle Beeinträchtigungen dia- gnostisch zu erfassen und ihnen therapeutische adäquat zu begegnen.

Hornová, Lucie (2022): Dialogisch-systemische Perspektiven auf eine somatoforme Schmerzstörung – ein familientherapeutisches Fallbeispiel, in dem drei große Männer, Schulterschmerzen und das Sexualleben eine Rolle spielen. In: Kontext, 53 (2), S. 141-159. 

Abstract: In diesem Artikel wird versucht, systemisch-dialogische Familientherapie, beispielhaft veranschaulicht mittels einer empirisch fundierten Systematik dialogischer Praxisethik (Hornová, 2020), anhand eines Fallbeispiels zu einer somatoformen Schmerzstörung zu exemplifizieren sowie konzeptionell zu kommentieren.

Schmidt, Gunther (2022): Symphonie verschiedener Therapie-Konzepte – hypnosystemische Synergie. In: Kontext, 53 (2), S. 160-181. 

Abstract: Eine zirkuläre Kooperation gleich wertvoller Beiträge verschiedener Berufsgruppen für gemeinsame »höhere« Ziele in Psychotherapie- und Beratungs-Kontexten wird begründet. Diese wird durch die Anerkennung der systemischen Therapie durch das System der Krankenkassen in Deutschland zusätzlich relevant, denn dadurch wird der Stellenwert von Konzepten im Gesundheitssystem verändert. Aus hypnosystemischer Perspektive mit Einbezug der Ergebnissen der modernen Hirnforschung wird die Notwendigkeit einer Erweiterung »klassischer« systemischer Konzepte gezeigt in der Art, dass Interventionen alle Sinne – nicht nur Verbales – erfassen müssen. Gezeigt werden problematische Implikationen, wenn bestimmte Therapiekonzepte als vorrangig im Vergleich zu anderen behandelt werden. Zur Illustration gelingender gleichrangiger Synergie der Konzepte mit weitgehender Selbstorganisation der Beteiligten wird das Modell der psychosomatischen sysTelios-Klinik beschrieben.

Ochs, Matthias & Sontje Nordholt (2022): Systemische Therapie sowie familienorientierte Interventionen in Behandlungsleitlinien: Geht das? Darf das? Muss das? – Eine aktuelle Übersicht. In: Kontext, 53 (2), S. 182-201. 

Abstract: In diesem Beitrag wird eine aktuelle Übersicht zum Stand Systemischer Therapie und familienorientierter Interventionen in den AWMF-Leitlinien gegeben. Außerdem werden Sinn und Zweck von Behandlungsleitlinien, auch vor dem Hintergrund systemischer Erkenntnistheorie, kritisch andiskutiert.

Rühr, Siegfried (2022): Rezension – Dagmar Härle (2020): Traumasensitives Yoga für Kinder. Yogapower für ein sicheres Körpergefühl und mehr Selbstwirksamkeit. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 53 (2), S. 202-202. 

Gutscher, Gerhard (2022): Rezension – Karl-Heinz Brisch (Hrsg.) (2020): Bindung und Geschwister. Vorbilder, Rivalen, Verbündete. Stuttgart (Klett-Cotta). In: Kontext, 53 (2), S. 202-204. 

Kandziora, Elisabeth (2022): Rezension – Martina Nohl (2020): Wirksame Routinen entwickeln – Gute Gewohnheiten für ein glückliches Leben. Weinheim (Beltz, 75 Coachingkarten, Booklet 32 Seiten). In: Kontext, 53 (2), S. 204-205. 

Kreis, Christiane (2022): Rezension – Bertine Kessel, Hanne Raeck & Dörthe Verres (2021): Ressourcenorientierte Transaktionsanalyse. Impulse für eine inspirierte Coaching- und Beratungspraxis. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 53 (2), S. 205-206. 

Jansen, Vera (2022): Rezension – Tanja Kuhnert & Mathias Berg (Hrsg.) (2020): Systemische Therapie jenseits des Heilauftrags. Systemtherapeutische Perspektiven in der Sozialen Arbeit und verwandten Kontexten. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 53 (2), S. 207-208. 

Lanzen, Vera (2022): Rezension – Ines Fuchs (2021): Früher Kindsverlust und Folgeschwangerschaft. Psychotherapie und psychologische Beratung. München (Ernst Reinhardt). In: Kontext, 53 (2), S. 208-210. 

Balz, Hans-Jürgen (2022): Rezension – Peter Röhrig & Martina Scheinecker (Hrsg.) (2019): Lösungsfokussiertes Konflikt-Management. Bonn (ManagerSeminare). In: Kontext, 53 (2), S. 210-211. 

Sauer, Alexander (2022): Rezension – Kirsten Lamschus et al. (2021): Horizont-Express. Interaktive systemische Fallarbeit Zug um Zug. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 53 (2), S. 211-213. 

Schlipf, Thomas (2022): Rezension – Sarah von Brachel (2021): Nächster Halt: Klinik. Ein Wegweiser für die Psychotherapieausbildung. Köln (Psychiatrie-Verlag). In: Kontext, 53 (2), S. 213-214. 

Schlipf, Thomas (2022): Rezension – Tobias Teismann, Thomas Forkmann & Heide Glaesmer (Hrsg.) (2021): Suizidales Erleben und Verhalten. Köln (Psychiatrie-Verlag). In: Kontext, 53 (2), S. 214-215. 

Barkam, Kathrin (2022): Rezension – Holger Lindemann (2021): Die systemische Metaphern-Schatzkiste. Grundlagen und Methoden für die Beratungspraxis. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 53 (2), S. 216-217. 


Heft 3

Bräutigam, Barbara, Petra Bauer, Stefan Beher & Markus Haun (2022): Editorial – Eher Teil des Problems als Teil der Lösung. In: Kontext, 53 (3), S. 241-242. 

Abstract: Mehr als 100 Tage Krieg in der Ukraine und kein Ende abzusehen, die EU-Kommission schönt offenbar ihre eigenen Klimaschutzausgaben, es herrscht eine recht rasante Geldentwertung, man weiß nicht, wie bedrohlich die nächsten Covid-Varianten werden usw. Das vorliegende Heft bietet angesichts dieser doch recht gruseligen Sachlage mit zwei Beiträgen verschiedene Perspektiven auf die wohl größte gesellschaftliche Krise – die Klimakrise – an. Dabei spannt sich ein Bogen auf, der von Zuversicht bis zu ernüchternder Darstellung menschlicher Fehleinschätzungen reicht. Arnold Retzer – auch nachzulesen in diesem Heft – plädiert insgesamt für resignative Reife und fordert Systemiker und Systemikerinnen in ihrer zum Teil etwas einseitigen Ressourcenverliebtheit auf, die aus seiner Sicht zentrale Frage zu stellen, »ob wir überhaupt mit unseren Konzepten und vor allen Dingen mit unseren Verfahrensweisen möglicherweise, auch wenn wir das nicht wahrhaben wollen, eher Teil des Problems als Teil der Lösung sind.«

Bleckwedel, Jan (2022): Systemische Zuversicht. Wie wir die Herausforderungen unserer Zeit annehmen und gemeinsam zuversichtlich bleiben könn(t)en. In: Kontext, 53 (3), S. 243-254. 

Abstract: Die Krise der Zivilisation ist offensichtlich. Wie können wir die Herausforderungen unserer Zeit annehmen, an unsere Gestaltungsmöglichkeiten glauben und gemeinsam zuversichtlich bleiben? Systemische Zuversicht wird als soziale Ressource beschrieben, die wir zur Umgestaltung der Welt brauchen. Sie wird getragen von der Überzeugung, dass wir Beziehungen zu uns selbst, untereinander und zur Umgebung menschenwürdig und umgebungsfreundlich gestalten können. Die dominante Logik der Expansion und Steigerung kann grundlegend transformiert und der herrschende Anthropozentrismus überwunden werden.

Funke, Sebastian & Stefan Kurth (2022): Die psychologischen Aspekte der Klimakrise und ihre Implikationen für beratende und therapeutische Berufsgruppen. In: Kontext, 53 (3), S. 255-284. 

Abstract: Die Klimakrise stellt ein psychologisches und soziales Problem dar, da sie aus dem Verhalten vieler Menschen in ihren sozialen und wirtschaftlichen Systemen resultiert. Wir als Menschen sind Verursacher/innen und Betroffene zugleich. Unser aktuelles und zukünftiges Handeln wird maßgeblich über den Verlauf und das Ausmaß des Klimawandels entscheiden. Es ist bekannt, was zu tun ist, um die globale Erderwärmung zu begrenzen und die Nutzung der natürlichen Ressourcen an den planetaren Grenzen zu orientieren. Doch die anhaltende Kluft zwischen dem Wissen um Lösungen und dem realen Handeln in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ist unübersehbar. Neben vielen anderen Faktoren scheinen psychische Verarbeitungsprozesse und deren Zusammenwirken auf gesamtgesellschaftlicher Ebene entscheidend für das Gelingen eines dringend benötigten Transformationsprozesses in unserer Gesellschaft zu sein. Der Artikel thematisiert die psychologischen Aspekte der Klimakrise und veranschaulicht menschliche Reaktionsmuster im Umgang hiermit. Es werden wissenschaftliche Erkenntnisse zum Klimawandel in die Betrachtungen einbezogen und lösungsorientierte Handlungsoptionen für beratende und therapeutische Berufsgruppen aufgezeigt.

Retzer, Arnold, Stefan Beher & Markus Haun (2022): Systemische Therapie und die Kunst des Weglassens. Arnold Retzer im Gespräch mit Stefan Beher und Markus Haun. In: Kontext, 53 (3), S. 285-308. 

Bräutigam, Barbara (2022): Genogrammatische Lektüren: »Crossroads« von Jonathan Franzen (2021) – oder die Untiefen der heiligen Familie. In: Kontext, 53 (3), S. 309-310. 

Abstract: »Crossroads« ist der sechste große Roman von Jonathan Franzen, der Beginn einer mehrgenerationalen Trilogie und eine wahre Fundgrube und Inspiration für Familientherapeutinnen oder Berater. Er spielt in den 70er Jahren im nördlichen Nordamerika und erzählt das Leben des evangelischen Pfarrers Russ Hildebrandt, seiner Frau Marion und deren jugendlicher Kinder Clem, Becky und Perry aus fünf unterschiedlichen Perspektiven. Zentrum des Schauplatzes ist über weite Teile die kirchliche Jugendgruppe Crossroads, die Russ Hildebrandt mitbegründet hat und zu der auch seine Kinder einen Bezug haben.

Funk, Barbara (2022): Rezension – Lea Dohm Felix Peter & Katharina van Bronswijk (Hrsg.) (2021): Climate Action – Psychologie der Klimakrise . Handlungshemmnisse und Handlungsmöglichkeiten. Gießen (Psychosozial-Verlag). In: Kontext, 53 (3), S. 312-313. 

Rotthaus, Wilhelm (2022): Rezension – Kenneth J. Gergen (2021): Die Psychologie des Zusammenseins. Tübingen (dgvt). In: Kontext, 53 (3), S. 313-316. 

Behme-Matthiessen, Ulrike (2022): Rezension – Wilhelm Rotthaus (2021): Wir können und müssen uns neu erfinden. Am Ende des Zeitalters des Individuums – Aufbruch in die Zukunft. Heidelberg (Carl-Auer). In: Kontext, 53 (3), S. 317-318. 

Rechenberg-Winter, Petra (2022): Rezension – Carmen Unterholzer (2021): Selbstwirksam schreiben. Wege aus der Rat- und Rastlosigkeit. Heidelberg (Carl-Auer). In: Kontext, 53 (3), S. 318-319. 

Beckmann, Silvia (2022): Rezension – Haim Omer & Dan Dulberger (2021): Wenn erwachsene Kinder nicht ausziehen. Leitfaden für die Arbeit mit Eltern von Nesthockern. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 53 (3), S. 319-320. 

Schwing, Rainer (2022): Rezension – Christoph Klein & Ben Furman (Hrsg.) (2021): Die Kraft des Miteinander. Heidelberg (Carl-Auer). In: Kontext, 53 (3), S. 321-323. 

Zieger, Mareike (2022): Rezension – Dirk Rohr, Haim Omer, Maria Aarts & Ben Furmann (2021): Gelingende Kommunikation mit Kindern und Jugendlichen. Heidelberg (Carl-Auer). In: Kontext, 53 (3), S. 323-324. 

Zawadzky-Krasnopolsky, Georg Harald (2022): Rezension – Berufsverband Unabhängiger Gesundheitswissenschaftlicher Yogalehrender (Hrsg.) (2021): Hatha-Yoga pro Gesundheit. Selbstwirksamkeit stärken, Wohlbefinden fördern. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 53 (3), S. 325-325. 

Kandziora, Elisabeth (2022): Rezension – Rosa Budziat & Hubert R. Kuhn (2021): Gruppen und Teams professionell beraten und leiten. Handbuch Gruppendynamik für die systemische Praxis. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 53 (3), S. 326-327. 

Schumann, Dirk (2022): Rezension – Bruno Hildenbrand (2021): Grundlagen der Genogrammarbeit. Die Lebenswelt als Ausgangspunkt sozialpsychiatrischer Praxis. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 53 (3), S. 327-328. 

Kandziora, Elisabeth (2022): Rezension – Nico Rose (2019): Arbeit besser machen – Positive Psychologie für Personalarbeit und Führung. Freiburg (Haufe-Lexware). In: Kontext, 53 (3), S. 329-330. 

Polchau, Anne (2022): Rezension – Peter Dold (2021): Körperarbeit in der Systemischen Therapie. Weinheim (Beltz). In: Kontext, 53 (3), S. 330-331. 

Reiners, Bernd (2022): Rezension – Wiltrud Brächter (2022): Einführung in die systemische Sandspieltherapie. Heidelberg (Carl-Auer). In: Kontext, 53 (3), S. 331-332. 

Ackermann, Christian (2022): Rezension – Torsten Groth, Gerhard Krejci & Stefan Günther (Hrsg.) (2021): New Organizing. Wie Großorganisationen Agilität, Holacracy & Co . einführen – und was man daraus lernen kann. Heidelberg (Carl-Auer). In: Kontext, 53 (3), S. 333-334. 

Courtial, Sabrina (2022): Rezension – Michael Raisch (2022). Emotionen in der systemischen Therapie . Grundlagen und Methoden für eine integrative Praxis. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 53 (3), S. 334-335. 


Heft 4

Beher, Stefan, Petra Bauer, Barbara Bräutigam & Markus Haun (2022): Editorial. In: Kontext, 53 (4), S. 359-361. 

Schneider, Christoph (2022): »Ich mach’ mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt«. Konstruktivistische Ketzereien. In: Kontext, 53 (4), S. 363-377. 

Abstract: (Radikal-)konstruktivistische Ansätze gehören zum Grundstock systemischer Therapie. Einige der diesbezüglichen Hauptargumente werden im Folgenden der Kritik unterzogen. Dabei gilt das Augenmerk insbesondere den impliziten ethischen Implikationen der diskutierten theoretischen Modelle.

Schmitt, Alain (2022): Ketzertum 2.0. In: Kontext, 53 (4), S. 378-383. 

Abstract: Ich habe unten zunächst die Schneiderschen Ketzereien vereinfacht und kurzgefasst sortiert. Für mich war diese Vorarbeit nötig um sie nachvollziehen zu können. Das ist mein erster Punkt in der Debatte, nämlich dass sich Konstruktivisten und deren Kritiker (oft Männer) häufig einer Sprache bedienen, die zu abstrakt, schwierig, fremdwörterlastig, und rhetorisch zu elegant und zu glanzvoll ist. Und dass die daraus gestrickten Argumente dann nur sehr schwer nachvollziehbar sind. Herr Schneider selbst lastet dem Konstruktivismus die Überbetonung von Kognition, Intellektualität und Sprache an. Mein erster Einwurf hält es also mit Wittgenstein: »Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen.« Ich werde mich bemühen.

Loth, Wolfgang (2022): Scharfer Pass in die Galerie – Worauf zielen die »Konstruktivistischen Ketzereien«? In: Kontext, 53 (4), S. 384-389. 

Abstract: Ketzereien sorgen für Frischluft. Aber ob man dabei aufatmet oder fröstelt, ist eine Frage der Zusammenhänge. Prinzipiell ist es mir sympathisch, wenn sich jemand gegen die Vorherrschaft einer Lehre auflehnt. Doch macht für mich die Art des Auftretens einen bedeutsamen Unterschied. Und so bleibt mein Empfinden auch nach mehrmaligem Lesen der »konstruktivistischen Ketzereien« ambivalent. Zwei Eindrücke nähren diese Ambivalenz. Zum einen scheint mir der Autor mit dem vorliegenden Text eine schwungvolle Polemik zu einem bedeutsamen Thema zu liefern. Zum anderen kommt es mir vor, dass er dabei zwischen Themenbearbeitung und Ressentiment mäandert – und seinen scharfen Pass in der Galerie versenkt.

Kuchler, Barbara (2022): Die Wogen des Konstruktivismus und die Feuer der Kritik. In: Kontext, 53 (4), S. 390-395. 

Abstract: Der Konstruktivismus ist als mächtige erkenntnistheoretische Welle durch die Welt geschwappt, von der Wissenschaftstheorie aus die Soziologie mit sich reißend und mit Ausläufern auch Praxisfelder wie Systemik erreichend. Der Tsunami, unter dem die alten Epistemologien untergegangen sind, bestand in der Erkenntnis, dass die Erkenntniswerkzeuge des Menschen (Augen und Ohren) und die Erkentniswerkzeuge der Wissenschaft (Theorien und Methoden) auf die Welt-an-sich keinen Zugriff haben, sondern wir immer nur unsere eigenen Bilder, Konzepte und selbstproduzierten Daten zu sehen bekommen. Das hat etwas ungeheuer Unabweisliches und etwas ungeheurer Provokatives. Christoph Schneider fühlt sich durch den Konstruktivismus an der Nase herumgeführt und in Pippi Langstrumpf ’sche Fantasiewelten geführt. Ich möchte auf seine Pippi Langstrumpf-Kritik mit einem Bild aus Jim Knopf antworten. Es gibt dort eine Szene, wo ein glasklares, wasserartiges Teil von einem Feuerwesen an den richtigen Platz gebracht werden muss. Wenn Feuer und Wasser die Elemente sind, um die es geht, dann hat Schneider mit feuriger Polemik und funkensprühender Rhetorik seine Kraft zur Entfachung einer Debatte erwiesen. Ich sehe in dieser Lage meine Aufgabe darin, ein bisschen zu Klarheit, Durchsichtigkeit und Glättung der Wogen beizutragen. Ich tue das aus soziologisch-systemtheoretischer Sicht.

Beher, Stefan (2022): Ketzereien im Taka-Tuka-Land. Christoph Schneider macht sich den Konstruktivismus, wie er ihm nicht gefällt. In: Kontext, 53 (4), S. 396-401. 

Abstract: Vielleicht profitieren wir am meisten, wenn wir noch vor dem schillernden Werk von Astrid Lindgren die in mancherlei Hinsicht nicht minder phantasievolle Polemik von Christoph Schneider als Lehrstück für konstruktivistisches Denken begreifen. Konstruktivismus interessiert sich gemeinhin unter einer prozessualen Perspektive für die erkenntnistheoretische Frage, wie Wirklichkeiten entstehen. Statt um das »Was« einer Wahrheit rückt das »Wie« ihres Wirkens mitsamt dessen Voraussetzungen in den Fokus: »Es sind die Bedingungen, die eine Wirklichkeit erzeugen und überhaupt erst hervorbringen«, so Pörksen (2014). Und es sind die Konstruktionen von Beobachtern, die Konstruktivisten beim beobachten beobachten.

Schneider, Christoph (2022): Replik. In: Kontext, 53 (4), S. 402-408. 

Abstract: Die Kritik an meinem Text äußert sich in zweierlei Gestalt, einmal auf inhaltlicher, ebenso auch auf stilistischer Ebene. Zunächst eine Bemerkung zu Zweiterem. Ich habe versucht, mit satirischen Versatzstücken zu arbeiten. Satire verbindet die soziale Sprecherposition des beteiligt-unbeteiligten Randseiters mit dem Kommunikationsmittel des Humors, bedient sich also einer doppelten Entfremdungsperspektive gegenüber etablierten Beobachtungskonventionen. So gesehen erfordert Satire ein besonderes Maß an Parodoxiekompetenz, auch wenn mir diesbezüglich von Barbara Kuchler professionsbedingte Inkompetenz bescheinigt wird, schließlich sei ich kein Soziologe. Wie dem auch sei, satirische Interventionseinsprengsel können dort erfolgversprechend sein, wo es um die Sondierung sakrosankter Selbstgewissheiten mit hohem Identifikationswert geht, so auch im Rahmen höfischer Gesellschaft, beispielsweise an Hochschulen. Eine wohldosierte Prise akademischen Hoffnarrentums kann so gesehen gelegentlich erfrischend sein. Die Trefferquote ist entsprechend am Empörunskoeffizient ablesbar. Ulrich Bröckling fasst eine solche Position in folgende Worte: Die Waffe des sich konstruktiver Negativität bedienenden Kritikers »ist der Spiegel, den er seinem Gegenüber vorhält und ihn darin zur Kenntlichkeit entstellt« (Bröckling, 2017, S. 391).

Reich, Günter, Tom Levold & Petra Bauer (2022): Interview mit Günter Reich. In: Kontext, 53 (4), S. 409-427. 

Abstract: Günter Reich (Prof. Dr.) war langjähriger Leiter der Ambulanzen für Familientherapie und für Essstörungen, für Studierende sowie für Mitarbeiter der Universität in der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universitätsmedizin in Göttingen. Er ist seit langem auch in privater Praxis und in Forschung, Lehre, Aus-, Weiter- und Fortbildung tätig. Günter Reich (GR) war von 1998 bis 2010 Mitherausgeber des KONTEXT. Das Interview mit ihm wurde von Petra Bauer (PB) und Tom Levold (TL) am 23.2.2022 geführt.

Haun, Markus, Liz Nicolai & Julika Zwack (2022): Zum Tod von Jochen Schweitzer – Ein Nachruf. In: Kontext, 53 (4), S. 428-429. 

Bleckwedel, Jan (2022): Rezension – J. Schweitzer (2022): Ich hätte da noch eine Idee … Persönliche Geschichten aus 45 Jahren Systemischer Therapie und Beratung. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 53 (4), S. 432-433. 

Beher, Stefan (2022): Rezension – Michael Barkham, Wolfgang Lutz & Louis G. Castonguay (Hrsg.) (2021): Bergin and Garfield‘s Handbook of Psychotherapy and Behavior Change. Hoboken, N.J. (Wiley). In: Kontext, 53 (4), S. 434-435. 

Karisch, Laura (2022): Rezension – Astrid Hochbahn (Hrsg.) (2022): Gekonnt online in Beratung, Coaching und Weiterbildung. Digitale Formate für die Praxis. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 53 (4), S. 435-436. 

Bräutigam, Barbara (2022): Rezension – Herbert Scheithauer & Kay Niebank (Hrsg.) (2022): Entwicklungspsychologie. Entwicklungswissenschaft des Kindes- und Jugendalters. München (Pearson). In: Kontext, 53 (4), S. 437-438. 

Berg, Mathias (2022): Rezension – Johannes Herwig-Lempp (2022): Systemische Sozialarbeit. Haltungen und Handeln in der Praxis. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 53 (4), S. 438-439. 

Tann, Matthias (2022): Rezension – Roman Hoch (2022): Systemische Traumaberatung. Weinheim (Beltz). In: Kontext, 53 (4), S. 439-440. 

Senger, Anja (2022): Rezension – Reinert Hanswille (2022): Basiswissen Systemische Therapie. Gut vorbereitet in die Prüfung. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 53 (4), S. 440-441. 

Loth, Wolfgang (2022): Rezension – Peter Jakob Maria Borcsa, Jan Olthoff & Arist von Schlippe (Hrsg.) (2022): Narrative Praxis. Ein Handbuch für Beratung, Therapie und Coaching. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 53 (4), S. 442-447. 

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