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Online-Journal für systemische Entwicklungen

6 Kommentare

  1. Dörte Foertsch sagt:

    Leber Fritz, was machst Du in einer Situation, in der Herr Putin sich nicht für “Paartherapie” interessiert und sein Gegenüber Dir erzählt, er hört nicht auf, Menschen umbringen zu wollen?
    Dem Vergleich mit der deutschen Kapitulation kann ich nicht folgen, die US-Amerikaner hatten den deutschen Politikern, den Tätern der politischen Seite, den Forschern im medizinischem Bereich, den Generälen usw. angeboten, wenn sie kapitulieren haben sie gute Chancen nicht verurteilt zu werden. Es sind dann viele Angeklagte im Nürnberger Prozess freigesprochen worden, weil sie wichtige “Forschung” betrieben haben, die die US-Amerikaner später gut nutzen konnten.
    Nach dem Ende der Sowjetunion sind viele Länder, die ursprünglich eine eigene Sprache hatten, eine eigene Kultur und eine eigene Identität in eine Armut geschickt worden, weil die gesamte Industrie nicht mehr “gebraucht” wurde. Die Ukraine, und wie viele Länder auch, wurden sehr arm.
    Die Ukraine ist ja schon länger in einen Krieg hinein gezerrt worden, die Menschen in der östlichen Ukraine, also Russen und Ukrainer hatten keine erheblichen Probleme dort zusammen zu leben. Aus der Erfahrung mit den baltischen Ländern und dann Georgien und dann der Osten der Ukraine kann man doch erkennen, was Herr Putin im Schilde führt. Was machst Du, lieber Fritz, wenn Du weisst, das Du als Therapeut oder Berater jemandem gegenüber sitzt, von dem Du weisst, er ist ein Mörder?

    • Fritz Simon sagt:

      Liebe Dörte,
      es geht natürlich nicht um Paartherapie, sondern um Konfliktmuster, die generell zu beobachten sind. Wenn in Konflikten die Existenz beider zur Debatte steht (=Krieg), dann endet der Konflikt, wenn entweder der eine Kämpfer vernichtet ist (was in Paarbeziehungen funktioniert – hatte ich schon in Therapie, aber leider erst nach dem „Sieg“ der einen Seite).
      Bei Staaten, Ethnien, Religionsgemeinschaften etc. funktioniert das nicht, da sie nicht vollständig vernichtbar sind (keine „Endlösungen“).
      Die zweite Option ist, dass eine Seite kapituliert („weisse Fahne ziehen“, d.h. der Verlierer beendet den Krieg).
      Zu einer Verhandlungslösung kommt es nur, wenn keine Seite mehr glaubt gewinnen zu können, aber jede Partei eine Niederlage verhindern kann…
      Das alles heisst für mich aber nicht, dass man/die Ukraine kapitulieren sollte, sondern dass sie versuchen sollte, den Russen die Idee des eigenen Siegs auszutreiben. Und deshalb sollten wir auch Waffen liefern. (Deine Bemerkungen über die Folgen des 2. Weltkriegs habe ich nicht verstanden; und entschuldige die späte Reaktion, habe deinen Kommentar erst eben gelesen).
      Wer andere Ideen verbreitet, hat einfach keine Ahnung, wovon er spricht !
      Liebe Grüsse
      Fritz

  2. Mit zunehmender Dauer beim Anhören stellte sich bei mir ein gewisser Unmut ein, der sich erst wieder änderte, nachdem mir folgende Frage einfiel, zu der ich keine Antwort fand. Angenommen Herr Putin würde Frau Selenskyj mit Vergewaltigung bedrohen und hätte auch die reale Macht dazu. Was außer weiße Fahne zu zeigen wäre für Frau Selenkyi noch eine gute systemische Lösung?

    • Fritz Simon sagt:

      Da gibt es keine systemisch allgemeingültige Antwort. Das Problem ist m.E. auch zu simpel formuliert. Denn es ist ja ein Unterschied, ob das eine Situation ist, in der nur Herr Putin und Frau Selinskij allein in Interaktion stehen oder noch andere Zeugen des Ganzen sind. Die Entscheidung hängt dann von der jeweiligen Systemrationalität ab. Geht es um die Aufrechterhaltung zivilisierter sozialer Regeln oder um individuelles Wohl/Überleben.
      Würde Herr Putin mich (wir brauchen dazu ja gar nicht die Mann/Fau-Unterscheidung) vor die Alternative stellen: Vergewaltigung oder Tod, so würde ich mich – wenn ich keinen dritten Weg sähe – wahrscheinlich vergewaltigen lassen (deshalb treffe ich mich mit Putin auch nie allein, und all die Staatsführer, die sich mit ihm treffen, bestehe darauf, dass ein riesiger Tisch zwischen ihnen steht).
      FBSimon

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