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Das Außergewöhnliche im Gewöhnlichen – Tapio Malinen im Gespräch mit Jill Freedman

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Tapio Malinen Foto: http://www.tathata.fi

Tapio Malinen ist ein finnischer Therapeut, der mit seinem Tathata-Institut ein Sammelbecken poststrukturalistischen Denkens und Handelns zur Verfügung stellt. Immer wieder gibt er Texte ins Netz, die weit über das rein technische Knowhow hinausgehen und sozusagen die Seele des narrativen Ansatzes erspüren und dabei Querverbindungen zu buddhistischen Traditionen und zu philosophischen Positionen ziehen (z.B.: „Buddha, Wittgenstein and Postmodern Therapies“). Vor einiger Zeit hat er ein Gespräch mit Jill Freedman veröffentlicht, das er im Winter 2010 mit ihr in Jerusalem führte.

Jill Freedman Foto: T. Levold

Jill Freedman
Foto: T. Levold

Jill Freedman ist eine der profiliertesten und bekanntesten VertreterInnen der Narrativen Therapie weltweit. Zusammen mit ihrem Mann Gene Combs leitet sie das Evanston Family Therapy Center. Im Gespräch mit Malinen erzählt Freedman, dass sie eher zufällig auf Michael White und den narrativen Ansatz gestoßen sei. Bei White und David Epston habe sie beeindruckt, dass und wie diese ein echtes Interesse an den Menschen hatten, das weit über das Interesse an Problemen und Lösungen hinausging. Auch das Politische ihres Tuns machte ihr Eindruck, wie aber auch das Spielerische. Sie selbst habe zu der Zeit als sie die beiden kennenlernte, eher zielorientiert gedacht und gearbeitet. Die narrative Vorgehensweise habe sie in gewisser Weise demütig gemacht. Malinen fragt auch nach den häufigsten Fehlern, die man machen könne, wenn man narrativ arbeiten möchte. Freedman sieht es da vor allem als ein Manko an, zu schnell vorzugehen, zu früh zu verstehen glauben, etwa nach einigen kurzen Beschreibungen des Problems schon mit Externalisieren zu beginnen. Malinens Frage, wie sich narrative TherapeutInnen im Zaum halten, welche Art Blick auf sich selbst sie internalisiert hätten, findet Freedman sehr anregend. Während beide versuchen sich einer Antwort anzunähern, wird deutlich, dass dies nicht ganz einfach ist. Michael White, so Freedman, sei manchmal ein wenig verzweifelt gewesen angesichts der Unmöglichkeit so zu leben, dass es einen Michael White ausmacht, dem Bild gerecht zu werden, für das dieser Name steht. Wichtig sei auf jeden Fall, nicht im Bestehenden, dem Anerkannten, zu erstarren, sondern sich weiter zu entwickeln. Auch dies habe White vorgelebt. Das Politische am narrativen Ansatz klingt auch durch, wenn Malinen nach Freedmans Erfahrungen in der Arbeit in Ruanda fragt und wenn sie über ihre Erfahrungen dort mit IBUKA spricht, einer Organisation von Überlebenden des Genozids in Ruanda.
Das Gespräch ist erschienen im Journal of Systemic Therapies (Vol. 30, No.1, 2011) und kann im Volltext auf der website von Tapio Malinen nachgelesen werden. Zugang ist hier…

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