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Ächtung des Selbstlobs und Probleme der Kompetenzdarstellung

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Stefan Kühl

Stefan Kühl

In einem spannenden Beitrag für den von Thomas Kurtz und Michaela Pfadenhauer 2010 im VS Verlag herausgegebenen Band „Soziologie der Kompetenz“ befasst sich Stefan Kühl, Soziologe und Systemtheoretiker an der Universität Bielefeld (Foto: uni-bielefeld.de) mit dem Problem der Kompetenzdarstellung von Professionellen. Seine These lautet, „dass es in vielen Bereichen notwendig ist, vom Klienten als kompetent wahrgenommen zu werden, um überhaupt seine Kompetenzen anwenden zu können. Jeder, der mit Klienten arbeitet, ist gezwungen, nicht nur kompetent zu agieren, sondern bei den Kunden auch Kompetenzvermutungen zu mobilisieren: Ein Friseur ist darauf angewiesen, seinen Kunden Kompetenz zu signalisieren, damit ihm diese eine möglichst störungsfreie Beschneidung ihrer Haare erlauben. Ein Beratungsteam muss dem Klienten die Sicherheit vermitteln, dass es ein Problem lösen kann – und zwar auch dann, wenn es das erste Mal auf so ein Problem stößt und keine bewährten Routinen für dessen Lösung hat.“ Es bedarf also nicht nur des Vorhandenseins von Kompetenzen, sondern auch einer Kompetenzdarstellung, die es den Klienten ermöglicht, Kompetenzen den Professionellen zuzurechnen. „Eine Psychoanalyse setzt eine Aneinanderreihung gelungener Interaktionen zwischen Analytiker und Klient voraus. Damit die Interaktion mit dem Klienten gelingt, ist es notwendig, dass dieser die Aneinanderreihung von „Hmms“, „Hmms“ nicht als Sprachfehler des Analytikers, sondern als kompetente professionelle Gesprächsführung begreift. Auch der Erfolg eines Gesprächs zwischen Supervisor und Supervisand, zwischen Coach und Coachee stützt sich darauf, dass der Klient dem Berater eine Kompetenzvermutung entgegenbringt. Aber wie macht man das? Wie erzeugt man beim Klienten eine Kompetenzvermutung?“ Offensichtlich ist man als Angehöriger einer Profession nicht gut beraten, die eigene Kompetenz zu direkt („Selbstlob“) in den Blick zu rücken, weil dies Zweifel und Irritationen darüber weckt, wie es denn mit der Kompetenz bestellt ist, wenn so nachdrücklich auf sie hingewiesen wird. Es zeigt sich, dass das Problem der Kompetenzdarstellung Paradoxien eröffnet, die nicht ohne weiteres grundsätzlich zu lösen sind. Der Text ist auf der website von Stefan Kühl zu lesen, und zwar hier…

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