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Zusammenfassung

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Ich fasse zu, an, auf,
die Gelegenheit fasse ich
in Worte, ins Auge, in Verse, beim Schopf,
ich befasse mich, bin der Auffassung,
dass ich gefasst bin, auf alles gefasst.

Aber das ist nicht alles.

Es ist nur die Rohfassung.
Ich bewahre sie, fasse mich,
fasse mich kurz, in Geduld,
fasse Hass, Fuß, Zutrauen,
Essen, Mut, einen Vorsatz,
eine Brille, einen Entschluss.

Wie die Glühbirne ringe ich
nach Fassung, kann mich vor Freude,
vor Uberraschung kaum fassen.

Aber das ist nicht alles.

Manches entgeht mir, ich
schlüpft durch, es entzieht sich,
ist weg. Schon bin ich aus der Fassung
gebracht, kann mir kein Herz mehr,
keinen klaren Gedanken, lasse,
was nicht zu fassen ist, fallen,
falle, lasse mich fallen, alles,
was der Fall ist, lasse ich,
ein Fass ohne Boden, auf sich beruhn.

(Aus dem Gedichtsband„Zukunftsmusik” von Hans Magnus Enzensberger, der heute 80 Jahre alt wird)

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