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Online-Journal für systemische Entwicklungen

Multifamilientherapie (MFT)

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Datum/Zeit
Date(s) - 25.10.18 - 10.05.19
Ganztägig

Veranstaltungsort
Systemisches Institut Augsburg

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Für alle KollegInnen, die das hochwirksame Setting und Konzept „Multifamilientherapie“ erlernen wollen und sich für eine Implantierung in Kinder- und Jugendhilfe, Schule, Medizin, etc. interessieren.

Im Norden und Osten der Bundesrepublik verzeichnet die Multifamilientherapie einen kontinuierlichen Zuwachs, während im Süden der Begriff noch weitgehend unbekannt scheint. Dies wollen wir gerne ändern,weil wir davon überzeigt sind, dass Multifamilientherapie zukünftig eine große Rolle bei der psychosozialen Versorgung von Familien spielen wird. Nachdem wir in der Vergangenheit Prof. Dr. Michael Scholz bereits hier im Institut hatten, haben wir ihn für 2017 zusammen mit Dr. Maud Rix erneut eingeladen das wirkungsvolle Setting der Multifamilientherapie bekannt zu machen.

Multifamilientherapie (MFT) ist die gleichzeitige Behandlung von mehreren Familien mit ähnlichen Problemen in einer Gruppe. Sie hat viele Vorteile. Menschen solidarisieren sich, indem sie erleben, nicht allein betroffen zu sein. Sie überwinden eher die schambedingte Isolation, wenn sie bei den anderen ähnliche Schwierigkeiten sehen und finden schnell eine sie verbindende gemeinsame Sprache. Durch die Sichtweisen der anderen, sieht man sich gespiegelt, erhält gegenseitig Unterstützung und lernt voneinander. Das weckt Hoffnungen und stärkt die Selbstreflexion.

MFT macht sich dabei ein allgemein menschliches Phänomen zu nutze: In schwierigen Situationen sind wir meist nicht in der Lage, uns in den anderen zu versetzen, geschweige ihn zu verstehen und erst recht nicht, eigene Erfahrungen zu nutzen und Lösungen für uns zu finden. Wir sind eingeengt und geblendet. Wir neigen dazu, immer mehr von demselben zu tun oder zu resignieren. In einer angstfreien Gruppenatmosphäre, getragen von gegenseitiger Achtung und Wertschätzung, sind aber diese für die betroffene Familie selbst nicht nutzbaren Erfahrungen für andere viel hilfreicher als Expertenmeinungen. Das stärkt die Achtung vor sich selbst und erhöht gleichzeitig die Offenheit für die Sichtweisen der anderen.

Die von Eia Asen (London) und Michael Scholz (Dresden)entwickelte Multifamilientherapie (MFT) und die Mehrfamilienarbeit (MFA) vereinen die Erkenntnisse, Konzepte und Techniken der Gruppentherapie, der systemischen Einzelfamilientherapie und von Selbsthilfegruppen. In einer Gruppe besteht die Möglichkeit, problematische Verhaltensweisen und Symptomatiken einer Familie differenzierter zu bearbeiten, da Mitglieder aus anderen Familien neue und andere Perspektiven entwickeln können – vorallem wenn sie mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Während es für eine Einzelperson oder eine Familie oft schwierig ist, die eigene Perspektive zu verändern, um so eigene Schwierigkeiten zu erkennen und zu beheben, gibt es in einer Gruppe von Familien eine Vielzahl von differenzierten Außenperspektiven. Ziel der Arbeit ist es, dass die einzelnen Familien und ihre Mitglieder die Potenz der Gruppe als Chance für sich selbst erleben. Obwohl sie in eigener Sache oft „blind“ und “hilflos” sind stärkt die aktive Einbeziehung der Familie bei der Wahrnehmung des ähnlichen Problems bei ihrem Gegenüber auch das eigene Selbstwertgefühl und macht Familien offener für die Veränderung der gleichen Schwierigkeiten bei sich selbst.Der Perspektivenwechsel bei mehreren Familien vervielfacht sich.Wenn mehrere Familien Stunden, Tage oder Wochen miteinander zusammenarbeiten, dann können sie voneinander lernen, sich gegenseitig motivieren und inspirieren, ihre eigenen Ressourcen (wieder)entdecken und aus ihrer sozialen Isolation herausfinden.

Diese Prozesse werden von MFT/MFA-Fachleuten angeregt, dazu ist zu Beginn eine sehr aktive Rolle der Therapeuten notwendig. Sie stellen den therapeutischen Kontext mit Hilfe spezifischer Interventionen her, um die Gruppenprozesse in Bewegung zu setzen. Im Verlauf der MFT/MFA können die Therapeuten zu einer eher moderierenden Rolle überwechseln, denn die Familien übernehmen füreinander einen Großteil der therapeutischen Arbeit. Trotzdem wird von den MFT-Fachleuten über den gesamten Zeitraum ein hohes Maß an Präsenz, Aufmerksamkeit, Sensibilität und Flexibilität verlangt, daher ist es unabdingbar, dass eine Mehrfamiliengruppe immer von zwei Therapeuten geführt wird.Die MFT-TherapeutInnen (MFT ist immer Teamarbeit) verbinden, moderieren, stützen, fokussieren und stärken stets die Eltern in ihrer Verantwortung und in ihrer Kompetenz für die Handhabung der spezifischen Probleme ihres Kindes.Die Mehrfamilienarbeit gelingt nur mit souveräner Teamarbeit der TherapeutInnen!

Viele empirische Studien zeigen, dass MFT eine hocheffektive Intervention ist bei Familien mit sozialen und emotionalen Problemen wie z.B. Essstörungen, Kindesmisshandlungen, Sucht, familiärer Gewalt, schulisches Versagen, Psychosen und chronischen körperlichen Erkrankungen. In Deutschland gibt es bereits eine Vielzahl von MFT-Projekten, die in der Kinder- und Jugendhilfe, in Schulen und im medizinischen Bereich angebunden sind.

Themenauszug (ausführlicher Kursplan siehe unten…)

  • Historische  und theoretische Grundlagen und Haltungen der MFT
  • Besonderheiten, Schwierigkeiten und Vorteile der Arbeit mit mehreren Familien
  • MFT-Anwendung in unterschiedlichen Klienten- bzw. Patientensystemen (medizinische Einrichtungen, Jugendhilfe, Einrichtungen, Schulen)
  • Paradigmenwechsel von einer kind- zur familienzentrierten Haltung
  • Zusammenspiel zwischen TherapeutIn und TherapeutIn
  • Umgang mit aktuell aufkommenden Themen
  • Störungs- und altersspezifische MFT- Techniken
  • Hilfen bei der Erarbeitung von Konzeptionen zur künftigen MFT-Arbeit

Grundkurs 2018 (9 Tage)

Modul 1:    25.10. – 27.10.2018
Modul 2:    06.02. – 08.02.2019
Modul 3:    08.05. – 10.05.2019

Pro Tag jeweils von 09:00 – 18:00 Uhr

 

Veranstaltungsort

Kinder- Jugend- und Familienhilfe Augsburg-Hochzoll

Kontakt / Anfahrt http://www.kinder-jugendhilfe-augsburg.de/deu/anfahrt

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