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Rudi Kronbichler (25.6.-1951-8.5.2014)

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Rudi Kronbichler Foto: Eveline Kronbichler

Rudi Kronbichler
Foto: Eveline Kronbichler

Im Mai ist nach langer Krankheit in Salzburg Rudi Kronbichler gestorben. Als ich in den 80er Jahren in Salzburg zu einem Seminar am dortigen Kinderschutz-Zentrum eingeladen wurde, habe ich ihn zum ersten Mal persönlich kennengelernt. In  den folgenden Jahren bin ich ihm als Lehrtherapeut für die Österreichische Arbeitsgemeinschaft für systemische Therapie und systemische Studien (ÖAS) immer wieder begegnet. Eine seiner letzten Veröffentlichungen war sein Beitrag für unser Lehrbuch für systemische Therapie und Beratung, den er zur „Narrativen Therapie“, Michael White und dessen Ansatz verfasste. Er gehörte sicherlich zu den Kollegen im deutschsprachigen Raum, die mit Michael White am engsten verbunden waren, und hat ihn häufig besucht und eingeladen. Der  narrative Ansatz im systemischen Feld ist nicht nur in Österreich mit dem Namen von Rudi Kronbichler eng verknüpft. Wir vermissen ihn! Gerhard Walter, sein Freund, Kollege und Wegbegleiter in Salzburg, hat für systemagazin einen Nachruf verfasst.

Gerhard Walter, Salzburg: Nachruf auf Rudi Kronbichler

Mit dem Tod von Rudi Kronbichler, der nach langer schwerer Erkrankung am 8. Mai dieses Jahres verstorben ist,  haben wir nicht nur einen sehr wertvollen Kollegen und Freund verloren sondern auch  einen wichtigen „Entwicklungshelfer“ der Systemischen Therapie in Österreich.

Rudi wird jedenfalls in vielen unterschiedlichen  Geschichten weiterleben, die sich die Menschen, die ihn gekannt und geschätzt haben, einander  über ihn erzählen werden.  Und unsere therapeutische Arbeit wird er wohl auch zukünftig begleiten. Eine Fülle von Erinnerungen, von „sparkling moments“ die wir mit Rudi erleben durften,  wird bleiben und es bleibt ein reichhaltiger Schatz, der Teil unseres therapeutischen Selbstverständnisses geworden ist.

Rudi, geboren 1951,  arbeitete zu Beginn seiner Berufslaufbahn als Sozialarbeiter in Linz. Bereits zu dieser Zeit galt sein großes Interesse der Familientherapie und dem in den frühen achtziger Jahren noch sehr neuen systemischen Denken.                                                       

1983 begann er seine therapeutische Arbeit an der damals  jungen jugendpsychiatrischen Station der Landesnervenklinik Salzburg,  an der er noch  bis vor kurzem gearbeitet hat.  Sein großes Interesse und seine intensive Beschäftigung mit systemischer Therapie brachten ihn bald in Verbindung mit wichtigen Vertreter_innnen dieser sich stürmisch entwickelnden Therapierichtung.  Er leistete damals Pionierarbeit bei der Einführung systemischen Denkens in die therapeutische Arbeit an der Jugendpsychiatrie Salzburg – diese Orientierung prägt bis heute nachhaltig die jugend- und kinderpsychiatrische Arbeit in der Salzburger Psychiatrie.

Mit Harry Merl, Gina Steininger und Ludwig Reiter ist er einer der Wegbereiter Systemischer Therapie in Österreich.  Er war Gründungsmitglied der ÖAS (Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Systemische Therapie  und Systemische Studien) und Lehrtherapeut der 1. Stunde. Er hat gemeinsam mit Gerhard Walter die systemische Ausbildung in Salzburg aufgebaut und seit 1986 zahlreiche Ausbildungslehrgänge geleitet und  in 23 Curricula der ÖAS unterrichtet.  Seine fachliche Kompetenz und seine menschlichen Qualitäten waren für viele Studierende wichtige Orientierung auf ihrem Weg zur Psychotherapeut_in.

Ihm ist es maßgeblich zu verdanken,  dass  wichtige Vertreter_innen systemischen Denkens und systemischer Therapie in Österreich unterrichteten – die meisten von ihnen kamen auf seine Einladung hin  zum ersten Mal nach Österreich –  wie z. B. Karl Tomm, Steve de Shazer und Insoo Berg, Tom Andersen, Michael White und David Epston, Peggy Penn, Lynn Hofmann,  Harry Goolishian, Jill Freedman, John Walter.

Seine intensive Auseinandersetzung mit narrativer Therapie in den vergangenen 20 Jahren ließen ihn zu einem profunden Kenner und Experten für diesen Therapieansatz werden.  Dieses Wissen und seine engagierte Vernetzungsarbeit stellen einen wesentlichen Beitrag zu unserer Identität als Ausbildungseinrichtung dar.

Rudi, Du fehlst uns als Freund, Kollege und Experte.

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