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Online-Journal für systemische Entwicklungen

Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung 2020

Heft 1

Tsirigotis, Cornelia (2020): Editorial: Trauer. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 ( 1), S. 2-2.

Rechenberg-Winter, Petra (2020): Trauer im System. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 ( 1), S. 3-8. 

Abstract: Menschen suchen meist systemische Beratung, wenn sie an Wendepunkten ihres Lebens stehen und sie sich herausgefordert fühlen, sich mit Verlust, Abschied, existentiellen Veränderungen und Neubeginn auseinanderzusetzen. Der fachliche Blick auf notwendige Trauerprozesse und Ergebnisse der Trauerforschung unterstützen Professionelle bei der kompetenten Begleitung.

Pfeifer-Schaupp, Hans-Ulrich (2020): Sterben und Tod sind ein Teil des Lebens. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 ( 1), S. 9-15. 

Abstract: Ich beginne mit einer Einladung an die Leserin zur Selbstreflexion. Dem folgt ein Blick auf die Kunst des Sterbens und des Lebens aus Sicht der Philosophie und der Weisheitstraditionen. Das führt zu der Frage, wie es gelingen kann, die Angst vor Sterben und Tod zu vermindern. Die soziologische und historische Perspektive zeigt, dass Diskurse zu Sterben und Tod keine individuellen, sondern gesellschaftliche Konstruktionen sind. Einige Hinweise zum Umgang mit dem Thema Sterben und Tod in der systemischen Praxis runden den Beitrag ab.

White, Michael (2020): Das Wiedereingliedern der verlorenen Beziehung bei erfolgreicher Trauerarbeit. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 ( 1), S. 16-22. 

Abstract: Ergänzend zu der Vorstellung, dass erfolgreiche Trauerarbeit durch die Akzeptanz der Endgültigkeit des Verlustes charakterisiert ist, favorisiert der Autor den Ansatz des Wiedereingliederns der verlorenen Beziehung. Geleitet von der „saying-hullo“ Metapher werden zahlreiche Fragen gestellt, die es ausgeprägt trauernden Personen ermöglichen, ihre Beziehung zu einer verlorenen geliebten Person zurückzugewinnen. Am Beispiel von zwei Beratungsgesprächen wird die Wirkung der Fragen illustriert und differenziert erörtert. Abschließend werden Überlegungen zur Anwendung der „saying-hullo“ Metapher in anderen Beratungskontexten skizziert.

Haagen, Miriam (2020): „Heute ist ein trauerfreier Tag!“ – Kinder und Jugendliche im Kontext von schweren Erkrankungen und Verlusten in der Familie. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 ( 1), S. 23-30. 

Abstract: Der Verlust durch Tod eines nahen Angehörigen ist für alle Menschen ein einschneidendes Erlebnis. Kinder und Jugendliche sind für das Verstehen und Integrieren so eines Lebensereignisses auf Erwachsene angewiesen. In gesicherten Bindungen und dem Vertrauen, dass der Verlust auch psychisch überlebbar ist, kann der Verlust in die eigene Biografie eingewoben werden, ohne traumatisch zu wirken. Haben die begleitenden Erwachsenen selbst unintegrierte Verlusterlebnisse oder andere seelische Belastungen, so können sie für die Kinder und Jugendlichen innerlich und manchmal auch äußerlich nicht anwesend sein. Unter Präventionsaspekten ist daher die Begleitung von betroffenen Familien- und Bezugssystemen und nicht nur Einzelpersonen von großer Bedeutung.

Achenbach, Thomas (2020): Wie Männer ihre Trauer ausleben – und warum sie anders darüber reden als Frauen. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 ( 1), S. 31-36. 

Abstract: Gibt es so etwas wie die „typische Männertrauer“? Und wenn ja, wie ist sie? Auf der Suche nach Antworten findet sich zunächst wenig Verlässliches, in Forschung und Wissenschaft bleibt dieses Thema bislang weitestgehend ausgeklammert. Allerhöchstens gibt es Erfahrungswerte, die auf allgemeingültige Aussagen hindeuten könnten. Was der Autor bei der Leitung von Trauergruppen für Männer und in Einzelbegleitungen erlebt hat, fügt sich nach seiner Recherche zu diesem Thema als passendes Puzzlestück in ein größeres Gesamtbild.

Schenck, Klaus (2020): 19. DGSF-Jahrestagung – eine Teilnehmer- perspektive in drei Etappen. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 ( 1), S. 37-39. 

Loth, Wolfgang (2020): Rezension – Jürgen Kriz & Fritz B. Simon (2019): Der Streit ums Nadelöhr. Körper, Psyche, Soziales, Kultur. Wohin schauen systemische Berater? (Herausgeber Mathias Ohler). Heidelberg (Carl-Auer). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 ( 1), S. 40-42. 

Tsirigotis, Cornelia (2020): Rezension – Kirsten von Sydow & Ulrike Borst (Hrsg.) (2018): Systemische Therapie in der Praxis. Weinheim (Beltz). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 ( 1), S. 42-43. 

Tsirigotis, Cornelia (2020): Rezension – Ulrike Borst & Kirsten von Sydow (2018): Beltz Video-Learning „Systemische Therapie in der Praxis“. 2 DVDs in Kassette, Laufzeit: 240 Minuten. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 ( 1), S. 43-43. 

Tsirigotis, Cornelia (2020): Rezension – Thomas Achenbach (2019): Männer trauern anders. Ostfildern (Patmos). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 ( 1), S. 44-44.


Heft 2

Tsirigotis, Cornelia (2020): Editorial: Wie behindernd ist das denn?! Systemisches Arbeiten im Kontext von Behinderung. In: Zeitschrift für systemische  Therapie und Beratung, 38 (2), S. 50-50. 

Abstract: Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts wanderten einige Familien aus England in die Neue Welt aus und ließen sich schließlich auf Martha‘s Vineyard, einer Insel an der Ostküste der USA vor Massachusetts, nieder. Isoliert vom Festland lebten die meisten von ihnen dort als Bauern und Fischer. Einige Mitglieder der Einwandererfamilien trugen das Taubheitsgen, das sich hier in der Abgeschiedenheit der Insel entfalten konnte. So gestaltete sich das Zusammenleben von Hörenden und Gehörlosen mit all den täglichen Freuden und Nöten in großer Selbstverständlichkeit ohne Sprachbarrieren. Es gab keine Vereine, in denen sich nur Hörende oder nur Gehörlose trafen, und keine Feste, zu denen nur Hörende oder nur Gehörlose eingeladen waren; und es war nichts besonderes, wenn Hörende und Gehörlose den Bund für‘s Leben schlossen. Mit dem ausgehenden 19. Jh. änderte sich die Situation auf der Insel, die als nahegelegenes Ferienparadies immer größere Anziehung genoss. Insulaner wiederum zogen auf das Festland, fanden dort Arbeit und gründeten Familien. Die dörfliche und festgefügte Inselgemeinschaft zerfiel langsam und mit ihr ein kleines „Utopia“. Heute leben keine Gehörlosen mehr auf Martha‘s Vineyard, doch die Sehnsucht nach einem Ort, in dem Hörende und Gehörlose ihr Leben teilen, miteinander sprechen und einander respektieren, ist eng mit dem Namen dieser Insel verknüpft. Der Hörverlust wurde auf Martha’s Vineyard nie als Behinderung betrachtet. Es wurde nicht als „Abnormalität“, sondern als normale Variante des Menschseins betrachtet. Dass alle „die gleiche Sprache sprechen“ reduzierte das, was ansonsten eine „Sprachbarriere“ gewesen wäre und war sowohl für diejenigen, die hörten, als auch für diejenigen, die taub waren, von Vorteil.

Hermes, Veronika (2020): Behinderung bewältigen – wer muss hier eigentlich was bewältigen? Systemische Betrachtungen zu Behinderung und zur Begleitung von Erwachsenen mit einer sogenannten geistigen Behinderung. In: Zeitschrift für systemische  Therapie und Beratung, 38 (2), S. 51-57. 

Abstract: Sind die systemischen Methoden und Theorien geeignet, um Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung zu beraten, zu therapieren oder auch im Alltag zu begleiten? „Natürlich“ werden Sie sagen, vielleicht auch „weiß ich nicht“. Aber wenn Sie sich in Ihrem beruflichen Kontext umsehen: Wie viele Ihrer Bekannten, so sie denn beraterisch oder therapeutisch tätig sind, arbeiten mit Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung? Oder, falls Sie aus der Behindertenhilfe kommen, wie viele Ihrer Kolleginnen und Kollegen arbeiten systemisch? Meiner Erfahrung nach sind es weder in der ersten noch in der zweiten Gruppe besonders viele. Irgendwie scheint es da eine unzureichende Kopplung zu geben. Dabei hat der systemische Ansatz sowohl methodisch als auch theoretisch viel in Bezug auf diese Klientel zu bieten und ermöglicht es darüber hinaus, die gesellschaftlichen Bedingungen miteinzubeziehen, in denen Menschen mit Behinderung leben. Beide Aspekte werden im folgenden Artikel näher beleuchtet, auch in der Hoffnung und mit dem Ziel, dass sich die Systeme „geistige Behinderung“ und „systemisch“ etwas annähern.

Tsirigotis, Cornelia (2020): Wie die Behinderung die Familie durcheinander- wirbelt – ein systemischer Blick. In: Zeitschrift für systemische  Therapie und Beratung, 38 (2), S. 58-65. 

Abstract: Dieser Beitrag beschreibt, wie die Diagnose oder Zuschreibung einer Behinderung des Kindes in einer Familie zu einem Gewirr von Kommunikationsmustern führen kann. Diese Muster stellen selbst behindernde Konstellationen dar. Systemische Arbeitsweisen können nützlich sein, um Familien wieder zu mehr Bewegungsspielraum zu verhelfen.

Haardt, Jane (2020): Psychosoziale Online-Beratung für Gehörlose in Gebärdensprache – Digitaler Firlefanz oder ein wirklich notwendiges Angebot? In: Zeitschrift für systemische  Therapie und Beratung, 38 (2), S. 66-70. 

Abstract: Die Vorteile des digitalen Fortschritts sollten für alle Menschen spürbar sein. Der Verein „Hand zu Hand e. V.“ berät Gehörlose und Hörgeschädigte in ihrer eigenen Sprache, der Gebärdensprache. Seit über einem Jahr berät der Verein auch online. Warum wir darüber reden sollten? Zwei gute Gründe: 1. Gehörlose sind eine generell oft übersehene Sprachminderheit mit sehr spezieller Sozialisation und einem sehr speziellen Lebensalltag und 2. der Bremer Verein hat mit seinen Angeboten eine Versorgungslücke geschlossen und finanziert sich zum größten Teil über Spenden.

Hess, René (2020): Finger weg! Von der Unmöglichkeit andere gezielt zu verändern. In: Zeitschrift für systemische  Therapie und Beratung, 38 (2), S. 71-77. 

Abstract: Die Überzeugung, dass ein anderer ein Problem hat, ist eine unabdingbare Voraussetzung für Veränderungsbemühungen. Sehe ich beim anderen kein Problem, gibt es keinen vernünftigen Grund ihn verändern zu wollen. Probleme sind indessen keine Tatsachen, sondern werden von jemandem „konstruiert“. Maturana (1985, S. 34) sagt: „Alles, was gesagt wird, wird von einem Beobachter gesagt.“ Prinzipiell kann aus jedem Phänomen (Erleben, Verhalten) ein Problem erzeugt werden. Die Eltern der 16-jährigen Noemi sind der Ansicht, dass sie zu wenig für das Gymnasium lernt. Der Ehemann von Frau Meier ist überzeugt, dass seine Ehefrau ein Alkoholproblem hat. Die Sozialarbeiterin von Herrn Adam will, dass er einer geregelten Tätigkeit nachgeht und Termine pünktlich und zuverlässig wahrnimmt. Frau Meister ist der Überzeugung, dass ihr Mann zuwenig Zugang zu seinen Gefühlen habe und folglich lernen müsse, vermehrt über seine Gefühle zu kommunizieren. Die Lösung wird in einer Veränderung des Erlebens oder Verhaltens der anderen Person gesehen. Die Eltern der 16-jährigen Noemi unterlassen nichts, damit ihre Tochter mehr Zeit mit Lernen verbringt. Der Ehemann von Frau Meier will dafür sorgen, dass seine Frau weniger trinkt. Die Bemühungen, die zum Einsatz kommen sind vielfältiger Art. Man versucht den anderen durch gutes Zureden zu der gewünschten Veränderung zu bewegen. Da dies bei Frau Meier nicht funktioniert, versucht der Ehemann ihr Trinkverhalten zu kontrollieren. Er sucht, entdeckt und entsorgt Weinflaschen und Spirituosen. Frau Meier jedoch findet immer wieder eine Gelegenheit, um sich Alkohol zu beschaffen. Rasch hat sich ein stabiles Interaktionsmuster entwickelt. Falls Kontrolle nicht zum gewünschten Ergebnis führt, bleiben noch einige weitere verbreitete Lösungsansätze: Klagen, Vorwürfe und Schuldzuweisungen, Drohungen, Entwertungen und schließlich auch Tätlichkeiten. All diese Bemühungen sollen den anderen zu einem veränderten Erleben und Verhalten bewegen. In der Regel sind diese Anstrengungen jedoch wenig zielführend. Der andere verändert sich nicht in der gewünschten Weise. Bisherige Veränderungsbemühungen werden intensiviert. Watzlawick, Weakland & Fisch (1992) sprechen vom Muster „mehr desselben“. Hilflosigkeit, Ratlosigkeit, Wut und Ärger stellen sich bei dem, der verändern will, ein. Das Zielobjekt der Veränderungsbemühungen vermag schließlich seine Autonomie nur noch durch eine Verweigerung der Veränderung, also durch die Aufrechterhaltung des Status Quo, auszudrücken. Beide befinden sich in einer Sackgasse. Man ist gescheitert und hofft nun, dass Fachpersonen weiterhelfen können. Vielleicht ließe sich mit den Mitteln Beratung und Therapie die gewünschte Lösung – die Veränderung des anderen – doch noch erreichen.

Hansen, Hartwig (2020): Negatives Reframing. In: Zeitschrift für systemische  Therapie und Beratung, 38 (2), S. 78-79. 

Hansen, Hartwig (2020): Zipfelmütze trifft Bodentreppe. In: Zeitschrift für systemische  Therapie und Beratung, 38 (2), S. 80-82. 

Loth, Wolfgang (2020): Rezension – Martin Rufer & Christoph Flückiger (Hrsg.) (2020): Essentials der Psychotherapie. Praxis und Forschung im Diskurs. Göttingen (Hogrefe). In: Zeitschrift für systemische  Therapie und Beratung, 38 (2), S. 83-86. 

Manteufel, Andreas (2020): Rezension – Felicitas Söhner (2020): Psychiatrie-Enquete: mit Zeitzeugen verstehen. Eine Oral History der Psychiatriereform in der BRD. Herausgegeben von Thomas Becker und Heiner Fangerau. Köln (Psychiatrie Verlag). In: Zeitschrift für systemische  Therapie und Beratung, 38 (2), S. 87-88. 


Heft 3

Tsirigotis, Cornelia (2020): Editorial: Kultur und Migration VIII. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 (3), S. 94-94. 

Abstract: Die Vorbereitung dieses Heftes steht im Zeichen der Covid-19 Pandemie und der Einschränkungen und Ausgangsperren, die auch Auswirkungen auf die Autorinnen und Autoren dieses Heftes hatten. Verändert die Corona-Krise unsere Kultur und unsere Gesellschaft? Viele Fragen werden in den letzten Wochen und Monaten diskutiert, die alle jetzt noch nicht entschieden werden können. Mit einer Ressourcenperspektive lassen sich eine Menge neuer Gestaltungsspielräume entdecken und sich einiges an Veränderungen feststellen, das zum Bleiben einzuladen sich lohnen könnte. Das könnten zum einen die Ruhe und das Entschleunigen des Alltags sein, mehr mit den Kindern zu machen, sich kreativen Ausschöpfungen von digitalen Kontaktmöglichkeiten hinzugeben, die Möglichkeit des Homeoffice zu schätzen, festzustellen, dass Nähe mehr bedeuten kann als physisches Nahesein. Manche wünschen sich, dass etwas davon bliebe und in eine neue Alltagskultur überginge, wenn Corona jemals verschwände. Zum anderen stellt sich die Frage grundsätzlicher gesellschaftlicher Veränderungen, die Fragen des Wachstums, des Verhältnisses zur Natur, zum Klima, all das könnte einer veränderten Betrachtung unterzogen werden.

Schwammer, Renate (2020): Die Brücke zwischen Resilienz und Kultur – Vertrauen ins Leben. Wachstum und Entwicklung statt Resignation und Verzweiflung. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 (3), S. 95-101. 

Abstract: Der Artikel stellt die Verbindung zwischen Resilienz und Kultur in den Mittelpunkt. Wir wachsen nicht nur in der Familie und in einem sozialen Umfeld, sondern auch in einem kulturellen bzw. multikulturellen Kontext auf. Der fördernde und schützende Einfluss von Resilienz ist über Generationen entstanden und erzeugte eine kulturelle Entwicklung. Kultur vermittelt Richtlinien, Werte und Rituale für den Umgang mit Widrigkeiten. Resilienz ist eine Frage der Ressourcen. In der Auseinandersetzung mit Flüchtlingsbiografien können Schutzfaktoren entdeckt oder wiederdeckt werden, die auch in unserer Kultur Zuversicht und Halt vermittelt haben und vermitteln. Kultur beeinflusst die individuelle Resilienz und auch die Entwicklung einer kulturellen Resilienz, die eine Ressource für aktuelle und zukünftige Herausforderungen bietet.

Bründlinger, Carina (2020): Beziehung, Vielfalt und neue Horizonte – Das Konzept FiSch – Familie in Schule im interkulturellen Kontext. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 (3), S. 102-109. 

Abstract: Vielfach sind Schwierigkeiten in der Schule direkt mit der familiären Situation der SchülerInnen verbunden. Daher wird es immer deutlicher, dass die Verhaltensprobleme in der Schule nur unter Einbeziehung und mit Unterstützung des Elternhauses lösbar sind. Die Arbeit mit Familiengruppen wurde daher auch auf den Schulalltag übertragen. FiSch ist angeregt durch das am Marlborough Family Center in England entwickelte multifamilientherapeutische Programm „family education“. Die Idee des Konzeptes ist es, Eltern in den schulischen Alltag einzubinden und in einem klaren Rahmen deren Kompetenzen zu stärken. Hierbei lernen die Eltern in einer Multifamiliengruppe im Unterricht, selbstständig und situationsadäquater zu handeln und sich bei schwierigen Situationen gegenseitig zu unterstützen. Die Kinder entwickeln zu Beginn gemeinsam mit ihrem/ihrer KlassenlehrerIn, ihren Eltern und dem FiSch-Team zwei bis drei Verhaltensziele, an denen sie während des ganzen Projektes sowie auch während der Schulzeit arbeiten wollen. Eine Rückmeldung hierzu gibt es in Form von anschaulichen Säulendiagrammen, die zeigen, inwieweit die Ziele schon erreicht wurden.

Toprak, Ahmet (2020): Geschlechtsspezifische Sozialisationsmerkmale in konservativen muslimischen Milieus – pädagogische und politische Perspektiven. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 (3), S. 110-116. 

Abstract: Ratgeber zur Erziehung füllen ganze Bücherregale. Eltern sind mehr als verunsichert, welche Erziehungsmethoden angebracht sind. In konservativen muslimischen Milieus werden traditionelle Erziehungsmethoden angewandt, weil sie paradoxerweise Eltern Sicherheit und Orientierung geben. Hier ist die Erziehung gekennzeichnet durch die dominante Haltung der Eltern: Autorität und Respekt prägen die Beziehungen zwischen den Eltern und Kindern.

Barz, Marina (2020): Zwischen Profanität und Generalisierung – wenn die Organisation die Kultur managt. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 (3), S. 117-124. 

Abstract: In meinem Artikel beschäftige ich mich mit dem Kulturbegriff mit dem besonderen Fokus auf die unterschiedlichen Kulturen von Wirtschaftsunternehmen. Ich gehe der Frage nach, woran sich Kulturen in Organisationen erkennen lassen und warum sie wichtig sind. Meine anschließende Hauptaussage lautet, dass heutzutage oft Teilfunktionen von Organisationen und kurzlebige Phänomene schnell zur Kultur gemacht werden und die vorhandenen Organisationskulturen bei wichtigen Entscheidungen und in Transformationsprozessen zu wenig Aufmerksamkeit erhalten. Der Kulturbegriff in Organisationen wird durch diese Herangehensweise zur Profanität.

Roth, Bernhard (2020): Normal sind wir nicht behindert. Anregungen durch den Beitrag in ZSTB 2-20 „Wie die Behinderung die Familie durcheinanderwirbelt – ein systemischer Blick“. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 (3), S. 125-126. 

Abstract: Angeregt durch den Beitrag von Cornelia Tsirigotis in ZSTB 2-2010 begann ich zu überlegen, welche Elternmodi für Eltern, die ein behindertes Kind in ihrer Familie begleiten, anders verlaufen als in sog. Normalfamilien. Als Timeline habe ich mir die Entwicklung unserer eigenen Familie gewählt. Wir sind eine normalbehinderte Familie mit fünf Personen, wir Eltern und drei Kinder, wobei unsere Tochter, das mittlere Kind mit Down-Syndrom, zwischen zwei Söhnen ist. Wenn ich puritanisch inklusiv denke, dürfte sich eigentlich unser Leben nicht in seiner individuellen Vielfalt vom Familienleben anderer Familien unterscheiden. Und doch war und ist es auch heute grundsätzlich anders, denn seit wir von der Behinderung unserer Tochter wissen, sind wir eine Familie mit behindertem Kind. Wir selbst stellen uns oft vor mit dem Zusatz bei unserer Tochter, dass sie eine junge Frau mit DS ist. Bei unseren Söhnen kämen wir nie auf die Idee zu sagen, dass sie keine Behinderung haben, als ein wesentliches Kennzeichnen für ihre Persönlichkeit. Der Rahmen oder, für die Familie, der Modus ist für die gesamte Familie gekennzeichnet durch das Thema Behinderung, ob wir wollen oder nicht. Und er ist mit zunehmendem Alter unserer Tochter sichtbarer geworden, auch wenn er manchmal in unserem sozialen Umfeld liebevoll, jedoch nicht hilfreich, versucht wird zu kaschieren: Aber es fällt ja gar nicht stark auf! Was ja heißt, es fällt auf. Und Eltern mit behinderten Kindern sind da sehr hellhörig.

Tsirigotis, Cornelia (2020): Rezension – Paul Friese (2019): Kultur- und migrationssensible Beratung. Weinheim (Beltz Juventa). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 (3), S. 127-128. 

Tsirigotis, Cornelia (2020): Rezension – Maren Wiechers, Aline Übleis & Frank Padberg (2019): Empowerment für Menschen mit affektiven Erkrankungen und Migrationserfahrungen. Therapiemanual für Einzel- und Gruppensettings. Stuttgart (Schattauer). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 (3), S. 128-129. 

Tsirigotis, Cornelia (2020): Rezension – Ahmet Toprak (2019): Muslimisch, männlich, desintegriert. Was bei der Erziehung muslimischer Jugendlicher schiefläuft. Berlin (Econ). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 (3), S. 129-130. 

Crone, Ilke (2020): Rezension – Angela Eberding (2020): Neue Autorität in multikulturellen Erziehungskontexten. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 (3), S. 130-131. 

Tsirigotis, Cornelia (2020): Rezension – Neil Dawson, Brenda McHugh, & Eia Asen (2020): Die Familienklasse. Multifamiliengruppenarbeit in Schulen. Dortmund (verlag modernes lernen). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 (3), S. 131-132. 

Loth, Wolfgang (2020): Rezension – Björn von Schlippe & Arist von Schlippe (2020): Mehr als Unsinn. Eine kleine Erkenntnistheorie des Witzes. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 (3), S. 1332-1134. 


Heft 4

Tsirigotis, Cornelia (2020): Editorial: Face-to-Face und mehr – Coachen und Beraten in unterschiedlichen Räumen. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 (4), S. 142-142. 

Abstract: Dies ist nun bereits das zweite Heft, das in Corona- Zeiten herausgegeben wird. Neue Fragen tun sich auf: Welche Veränderungen bewirkt Corona in unserem Arbeitsfeld „psychosoziale Hilfen“? Stellen sich die Veränderungen im Profit-Bereich anders dar als im Non-Profit-Bereich? Welche Unterschiede finden sich im Coaching, welche in der Psychotherapie? Wie geht es in der stationären Psychiatrie zu, was passiert in den Frauenhäusern, in der Schwangerschaftskonflikt- beratung, worauf müssen wir jetzt besonders achten, wenn wir den Kinderschutz im Lock-Down nicht aus dem Blick verlieren wollen?

Hörmann, Martina (2020): Systemisch beraten in digitalen Welten – Perspektiven und Herausforderungen. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 (4), S. 143-149. 

Abstract: Im systemischen Diskurs zeigt sich insgesamt eher Zurückhaltung, was die Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten von Beratung im virtuellen Raum anbelangt. Dies verwundert insofern, als diese Erweiterung des Möglichkeitsraums im besten Sinne als systemisch angesehen werden kann, nämlich als Vervielfältigung und Ausdifferenzierung von beraterischen Möglichkeiten, um Menschen in Veränderungsprozessen zu unterstützen. Dies gelingt insbesondere durch die Realisierung von Blended Counseling, einer Idee, bei der gezielt und systematisch die Vorteile analoger und digitaler Beratungssettings miteinander verknüpft werden. Der Beitrag will einige theoretische Impulse geben und zugleich bezogen auf die systemische Beratungspraxis Perspektiven und Herausforderungen aufzeigen.

Barz, Marina (2020): Beratung und Coaching digital: Paradoxie in der Realität – Vertrauen schaffen in der Distanz. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 (4), S. 150-156. 

Abstract: Bei diesem sehr umfangreichen Thema habe ich mich entschieden, in diesem Beitrag einen kleinen Überblick über die Diskussion darzustellen. Ferner werde ich Merkmale vom digitalen Coaching beschreiben sowie einige Unterschiede zum Face-to-Face-Coaching benennen. Etwas umfangreicher beschreibe ich meine aktuellen Erfahrungen mit Online Formaten, die Bedenken von Coachees und Seminarteilnehmern/innen. Ebenfalls beschreibe ich auf der Grundlage meiner eigenen Erfahrungen, was notwendig ist, um über eine Distanz Vertrauen aufzubauen. Interessant wäre das Thema „Ethik im Coaching“, insbesondere mit dem Blick auf digitale Formate, doch das wäre ein neues Artikel. Den Abschluss bildet ein kleiner Blick auf die Auffälligkeiten des Marktes.

Crone, Ilke (2020): „Gesehen werden“ – Beratungsformate in Zeiten von Abstand und Hygienestandards. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 (4), S. 157-159. 

Abstract: Coaching, Beratung und Supervision haben sich in den letzten drei Monaten verändert. Gesetzliche Auflagen zur Bekämpfung einer Ausbreitung von Covid 19 Infektionen müssen befolgt werden. Therapeuten und Berater waren und sind herausgefordert, alternative und ergänzende Formate zu entwickeln. Dieser Artikel lädt dazu ein, vor allem über Unterschiede zwischen Face-to-Face-Beratungen und Online-Beratungen nachzudenken.

Hirschberg, Rainer (2020): Internes Systemcoaching in der Jugendhilfe. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 (4), S. 160-165. 

Abstract: Mit dem Begriff Internes System(selbst)coaching wird ein Verfahren vorgeschlagen, das sowohl zur Krisenintervention als auch zur Qualitätssicherung und zum Controlling eingesetzt werden kann. Das Verfahren stellt ein institutionelles Selbsthilfeverfahren dar, das in vielen Fällen eine externe Supervision überflüssig macht. Ein bestehender Kontrakt und Vertrauen der Akteure untereinander wird als essentiell für die Arbeit angesehen.

Juchmann, Ulrike (2020): Coaching für Frauen – Kompetenz fühlen und zeigen. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 (4), S. 166-172. 

Abstract: Coaching von Frauen sollte die Besonderheiten weiblicher Biografien und Lebenswirklichkeiten berücksichtigen. Die blockierenden Muster von Selbstzweifeln, Selbstkritik und fehlenden Grenzsetzungen spielen dabei eine wichtige Rolle. Das Erkennen, Überprüfen und gegebenenfalls Zurückweisen übernommener Zuschreibungen ermöglicht einen selbstbestimmteren Weg. Die eigene Kompetenz kann erkundet, gefühlt und auch klarer und selbstbewusster nach außen gezeigt werden. Es werden bewährte Coachingmethoden anhand von Praxisbeispielen vorgestellt. Die Übergangsbrücke bildet Lebensumbrüche ab und stößt Veränderungen an. Das Genogramm zeigt Beziehungsgefüge, Konflikte, Tabus und auch Stärken der Herkunftsfamilie. Übungen, die den Körper einbeziehen, helfen dabei, Lösungsimpulse und Ressourcen zu spüren, besser zu erinnern und auch im Lebensalltag gezielter umzusetzen.

Hiebl, Sara & Florian Wiedemann (2020): Coaching in Gesundheitsberufen. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 (4), S. 173-178. 

Abstract: Systemische Ansätze finden sich in vielen Beratungskontexten wieder – erstaunlich selten allerdings im medizinisch-therapeutischen Bereich. Und das, obwohl der Einsatz systemisch-lösungsorientierter Herangehensweisen gerade hier immer notwendiger erscheint. Aufbauend auf theoretischen Grundlagen, wie etwa dem Konzept der Salutogenese von Aaron Antonovsky, werden in diesem Artikel praktische Umsetzungsmöglichkeiten von systemisch-lösungsorientiertem Coaching in Gesundheitsberufen erörtert. Anhand konkreter Fallbeispiele aus zwei unterschiedlichen therapeutischen Professionen erfolgt eine Ableitung spezifischer Merkmale und Besonderheiten des Einsatzes von Coachingansätzen im Gesundheitsbereich. Schlussfolgernd wird für ein flexibles professionelles Rollenverständnis auf Seiten der Therapeut*innen plädiert, welches, neben dem nach wie vor notwendigen Experten-Status, auch eine Haltung des Nicht- Wissens und der konsequenten Patientenzentrierung beinhaltet.

Molter, Haja & Birgit Wolter (2020): „Das Raummodell“ – ein Metamodell für kreative Improvisation. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 (4), S. 179-182. 

Abstract: Mit dem Raummodell bieten wir eine einfache, aber nicht zu einfache Orientierung für die systemische Praxis an. Unsere Leitidee ist, Klienten zur Selbstorganisation anzuregen, indem sie ihre Ressourcen und Selbstheilungskräfte nutzen. Mit einer guten Landkarte kann man sich selbst in schwierigem Gelände zurechtfinden. Im Wirklichkeits-, Möglichkeits- und Zielraum kann man sowohl mental als auch physisch spazieren gehen. Die Landkarte Raummodell kann helfen, die Aufmerksamkeit so zu fokussieren, dass ein sich selbst organisierender Suchprozess einsetzt: es entstehen hilfreiche innere Bilder und das mentale oder physische Spazierengehen durch die Räume erleichtert das Finden des eigenen Weges.

Herwig-Lempp, Johannes (2020): Rezension – Andreas Graf von Bernstorff (2020): Rechte Wörter. Von Abendland bis Zigeunerschnitzel. Heidelberg (Carl-Auer). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 (4), S. 183-184. 

Schug, Roswitha (2020): Rezension – Wilhelm Rotthaus (2019): Schulprobleme und Schulabsentismus. Heidelberg (Carl-Auer). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 (4), S. 185-185. 

Tsirigotis, Cornelia (2020): Rezension – Emily M. Engelhardt (2018): Lehrbuch Onlineberatung. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 (4), S. 186-186. 

Tsirigotis, Cornelia (2020): Rezension – Zamyat M. Klein (2020): 150 kreative Webinar-Methoden. Kreative und lebendige Tools und Tipps für Ihre Online-Trainings. Bonn (managerSeminare Verlags GmbH). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 (4), S. 186-187. 

Tsirigotis, Cornelia (2020): Rezension – Hartmut Häfele & Kornelia Meier-Häfele (2020): 101 Online-Seminarmethoden: Methoden und Strategien für die Online- und Blended-Learning-Seminarpraxis. Bonn (managerSeminare Verlags GmbH). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 38 (4), S. 187-187. 

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