systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

Familiendynamik 2016

Heft 1

Borst, Ulrike (2016): Editiorial: Geht Gesundheitsversorgung überhaupt ohne Systemische Therapie? In: Familiendynamik 41 (1): 1-1.

 

Crane, D. Russell (2016): Über die Kosteneffektivität der Ehe- und Familientherapie und der Ehe- und Familientherapeuten in Settings der Gesundheitsversorgung. Ein aktualisierter Forschungsüberblick. In: Familiendynamik 41 (1): 16-21.

abstract: In diesem Beitrag werden Untersuchungen zur Kosteneffektivität der Ehe- und Familientherapie in konkreten Settings der Gesundheitsversorgung überblicksartig dargestellt. Während der vorangegangene Forschungsüberblick Publikationen bis 2012 (Crane & Christenson, 2012) erfasst, ist der vorliegende Beitrag auf die seit diesem Zeitpunkt geleistete Forschungsarbeit gerichtet. Diskutiert werden Befunde aus den Forschungen zur Schizophrenie, posttraumatischen Belastungsstörung, zu Essstörungen, zur Depression, Alzheimer-Krankheit, generalisierten Angststörung, zu Autismus-Spektrum-Störungen und Beziehungsproblemen. Auch die neueren Ergebnisse zeigen, dass bei einer Reihe von Störungen (die Alzheimer-Krankheit ausgenommen) die Familientherapie – gefolgt von Einzeltherapie und gemischter Therapie (einer Kombination aus Familien- und Einzeltherapie) – die kosteneffektivste Art der Gesundheitsversorgung ist. Außerdem stellen Ehe- und Familientherapeuten eine kostengünstige Anbietergruppe dar. Und im direkten Vergleich scheinen Anbieter mit Master-Abschlüssen Gesundheitsleistungen zu erbringen, die in ihrer Kosteneffektivität ähnlich den Leistungen sind, wie sie von promovierten Therapeuten erbracht werden.

Retzlaff, Rüdiger (2016): »You can’t argue with success«. Ein Kommentar zu Russel Crane. In: Familiendynamik 41 (1): 22-23.

 

Borcsa, Maria (2016): Systemische (Familien-)Therapie und staatliche Gesundheitssysteme in Europa. Ein Überblick. In: Familiendynamik 41 (1): 24-33.

abstract: Dieser Artikel ist eine Zusammenschau der strukturellen Bedingungen der Systemischen Therapie und Familientherapie in Europa. Er ist in zwei Abschnitte gegliedert: Der erste Teil gibt einen Überblick über die gesetzliche Situation im Kontext Psychotherapie und die Einbindung der Systemischen Therapie und Familientherapie in die Gesundheitssysteme von 36 europäischen Ländern. Der zweite Abschnitt konzentriert sich auf vier thematische Kategorien, die aus verfügbarer Literatur und aus persönlicher Kommunikation mit Mitgliedern der European Family Therapy Association (EFTA) gewonnen wurden: (1) historische und politische Tradition, (2) geografischer Kontext und kulturelle Werte, (3) wirtschaftliche Lage und (4) Stabilität fachlicher Grenzen. Der Beitrag endet mit einem Appell, sich an die (gesundheits-)politischen Wurzeln des systemischen Modells in Europa zu erinnern.

Aderhold, Volkmar & Ulrike Borst (2016): »Stimmenhören lernen«. Qualifizierung für systemisches Arbeiten in der psychiatrischen Grundversorgung. In: Familiendynamik 41 (1): 34-43.

abstract: Auch in der psychiatrischen Grundversorgung ist die systemische Therapie angezeigt und sollte (wieder verstärkt) zum Einsatz kommen. In diesem Beitrag werden zunächst Modelle aufsuchender Teambehandlung und dialogischer Netzwerkarbeit aus Skandinavien mit ihren Wirkungen und ihrer Wirksamkeit beschrieben. Solche Modelle werden im deutschsprachigen Raum bisher nur teilweise umgesetzt, da die Institutionengrenzen oftmals noch unüberwindlich scheinen. Zur Umsetzung braucht es neben institutionenübergreifender Arbeit im Netzwerk aber ganz wesentlich die Qualifizierung der professionellen Helfer zu dialogischer Arbeit. Dieser Beitrag beschreibt Inhalte und Methoden einer solchen Qualifizierung von bislang etwa 900 psychiatrischen Fachleuten sowie erste Erfahrungen mit der Umsetzung in 16 Psychiatrieregionen.

Crane, D. Russell & Jacob D. Christenson (2016): Über die Kosteneffektivität der Ehe- und Familientherapie und der Ehe- und Familientherapeuten. Ein Forschungsüberblick. In: Familiendynamik 41 (1): 4-15.

abstract: In diesem Beitrag werden Untersuchungen zur Kosteneffektivität der Ehe- und Familientherapie überblicksartig dargestellt. Berücksichtigt werden Studien, deren Daten aus vier Quellen stammen: (1) von einer Health Maintenance Organization (HMO) im Westen der USA mit 180 000 Versicherten; (2) von Medicaid im US-Bundesstaat Kansas mit über 300 000 Leistungsempfängern; (3) von Cigna, einem großen Managementunternehmen für Krankenversicherungsleistungen mit über neun Millionen Versicherten; und (4) von einer im Westen der USA gelegenen Ausbildungsklinik für Ehe- und Familientherapie, in der jährlich etwa 300 Einzelpersonen und Familien behandelt werden. Die Ergebnisse der Studien weisen auf das Potential eines sogenannten Offset-Effekts bei medizinischen Gesundheitskosten nach Paar- oder Familientherapien hin, wobei die stärkste Kostenreduktion unter Vielnutzern der Gesundheitsversorgung zu verzeichnen ist. Die Studien zeigen auch, dass die Übernahme der Kosten für Familientherapien als Behandlungsoption und die Anerkennung von Ehe- und Familientherapeuten als Anbietergruppe nicht mit signifikant höheren Behandlungskosten verbunden sind. Der vorliegende Beitrag befasst sich auch mit einer Methodik, die auf Kosteneffektivität zielt und auf die medizinische Familientherapie anwendbar ist.

Schütze, Werner & Nils Greve (2016): Implementierung von netzwerkbezogenen Therapien in ein klinisches und in ein außerklinisches Versorgungssystem. In: Familiendynamik 41 (1): 44-51.

abstract: Ausgehend von Fehlentwicklungen der psychiatrischen Versorgungssysteme wird in diesem Artikel beschrieben, wie es gelingen kann, ein netzwerkbezogenes Behandlungssystem mit seinem weitreichenden Anspruch auf Veränderungen innerhalb des bestehenden Versorgungssystems zu implementieren. Das wird sowohl am Beispiel einer Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik dargestellt, die sich im Zeitraum von 2006 bis 2012 umorientiert hat, als auch am Beispiel eines ambulanten Trägers in der Akutversorgung. Dabei werden besonders die gründliche Vorbereitung, die nötige Abstimmung mit den lokal beteiligten Akteuren, die Transparenz der Planung und Ziele, deren Kontextgebundenheit sowie das Bedenken von Nachhaltigkeit hervorgehoben.

Boll, Christina (2016): Familienökonomische Entscheidungen und makroökonomische Resultate. In: Familiendynamik 41 (1): 54-61.

abstract: Der Beitrag verdeutlicht anhand exemplarischer Forschungsergebnisse der Autorin, wie mikroökonomische Erklärungsansätze das Verhalten von Eltern in unterschiedlichen Zusammenhängen erklären. Gegenstand ist die Zeitverwendung von Eltern, insbesondere auf Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung, sowie Geburtenentscheidungen. Weiterhin werden Forschungsergebnisse zu Folgeeffekten elterlicher Entscheidungen auf Einkommen und kindlichen Bildungserfolg dargestellt. Der Beitrag unterstreicht die Notwendigkeit einer interdisziplinären Herangehensweise für ein umfassendes Verständnis elterlicher Entscheidungen und deren Folgen.

Mass, Reinhard (2016): Zum Prinzip der Selbstverantwortung beim Hamburger Modell der Sexualtherapie. Eine Hypothese zur Erklärung der eingeschränkten Wirksamkeit des Hamburger Modells bei Störungen des sexuellen Verlangens. In: Familiendynamik 41 (1): 62-69.

abstract: Studien weisen auf die eingeschränkte Wirksamkeit des Hamburger Modells der Sexualtherapie bei Störungen des sexuellen Verlangens hin. Bislang ging man davon aus, das Konzept sei gerade für diese Störung gut geeignet, so dass die Befunde erklärungsbedürftig sind. Obwohl für viele Paare hilfreich, könnte das »Prinzip Selbstverantwortung« – zentraler Bestandteil des Hamburger Modells – in bestimmten Fällen zu Problemen führen. Die Aufforderung der »Egoismusregel«, sich in den Streichel-Übungen zu entspannen und wohlzufühlen, kann zu der unlösbaren Aufgabe werden, einen spontanen emotionalen Zustand willkürlich herbeiführen zu wollen, weil es so erwartet wird. Möglicherweise sind Personen mit gestörtem sexuellen Verlangen besonders anfällig für dieses Paradoxon. Denn ein ganz ähnliches Muster ist bei gestörtem sexuellen Verlangen typisch: Spontane Gefühle wie Begehren und Lust »sollen« erscheinen, um Erwartungen zu entsprechen und sich nicht unzulänglich zu fühlen. Dieses Phänomen wurde als »Response Anxiety« beschrieben. Wenn bei Personen mit gestörtem sexuellen Verlangen ein erhöhtes Risiko besteht, in den Streichelübungen Response Anxiety zu entwickeln, könnte dies die o. g. Datenlage erklären. Abhilfe könnte eine initiale Phase beim Sensate Focus schaffen, die so beim Hamburger Modell nicht vorgesehen ist. Dabei sollten die Patientinnen und Patienten sich ausschließlich auf die Wahrnehmung der eigenen körperlichen Empfindungen konzentrieren, die ohne Bewertung zur Kenntnis genommen und explizit noch nicht geändert werden sollen.

Jansen, Till (2016): Jenseits von Synergetik und Autopoiesie. Skizzen zu einer mehrwertigen systemischen Theorie. In: Familiendynamik 41 (1): 70-79.

abstract: Die theoretische Fundierung systemischer Therapie wird immer wieder als problematisch betrachtet, da weniger von einer als vielmehr von verschiedenen Systemtheorien gesprochen werden muss, die jedoch inkommensurabel sind. Der vorliegende Artikel sieht den Hauptbruchpunkt zwischen jenen Theoriedesigns, die primär im Sinne einer Kybernetik erster Ordnung Selbstorganisationsprozesse beobachten (Synergetik) und solchen, die im Sinne einer Kybernetik zweiter Ordnung arbeiten und auf Beobachterkonstruktionen setzen (z. B. Luhmann, Narrationstheorien). Dabei liegt der blinde Fleck der jeweiligen Theorie in dem Bereich, den die jeweils andere abdeckt. Anhand der mehrwertigen Logik Gotthard Günthers soll ein Angebot zur Integration beider Perspektiven gemacht werden. Es wird eine Theorie der Polykontexturalität vorgestellt, die beide Designanlagen der Systemtheorie zu integrieren vermag, ohne sie jedoch in eine neue Anschaulichkeit zu überführen. Stattdessen wird für ein post-anschauliches Theoriedesign plädiert, das auf der Idee inkommensurabler logischer Räume aufbaut.

Dietrich, Daniel J. (2016): Ego-States und der freundschaftliche Selbstumgang. Der hypnosystemische Kompass in einer allgemeinen systemischen Therapie. In: Familiendynamik 41 (1): 80-92.

abstract: Befunde der Neurobiologie (Panksepp, 2004) und die zentrale Stellung des Ego-State-Konzeptes (Federn, 1952) u. a. in der Traumatherapie (Seidler, Freyberger & Maercker, 2015) weisen auf eine zentrale Bedeutung eines Persönlichkeitsmodells der Ich-Zustände hin. Durch die Integration der Ego-State-Therapie (Watkins & Watkins, 2012) in die systemische Therapie und Beratung erhöhen sich die Wahlmöglichkeiten, um das Innere der Persönlichkeit mit seinen Ich-Zuständen unmittelbar anzusprechen und den Persönlichkeitsaspekten durch die Entwicklung von Impathie (Neubrand, 2014) freundschaftlich zu begegnen. Dieser Artikel ist Teil der Bestrebungen, die Grenzen zwischen den therapeutischen Schulen weicher werden zu lassen (Fiedler, 2012), eine Entwicklung, die eine Erweiterung der Wahlmöglichkeiten und auch eine Vergrößerung der Komplexität im systemischen Handeln mit sich bringt. Als Unterstützung in der Orientierung im sich ausweitenden Feld der systemischen Methoden werden der »hypnosystemische Kompass« und die »hypnosystemische Prozessreflexion« zur Therapieprozessplanung entwickelt, welche Prinzipien der Ego-State-Therapie, der allgemeinen Psychotherapie (Grawe, 2004) und der Freundschaft mit sich selbst (Schmid, 2007) auf der Basis einer systemisch-konstruktivistischen Haltung integrieren.

Crone, Ilke (2016): Rezension: Hans-Rudi Fischer, Ulrike Borst & Arist von Schlippe (2015): Was tun? Fragen und Antworten aus der systemischen Praxis – Ein Kompass für Beratung, Coaching und Therapie. Stuttgart (Klett-Cotta). In: Familiendynamik 41 (1): 94-95.

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Heft 2

Hunger, Christina & Schlippe, A. von (2016): Editorial: Thema der Zeit …. In: Familiendynamik 41 (2): 97-97.

Hunger, Christina, Jochen Schweitzer & Rebecca Hilzinger (2016): »Wenn einer keine Angst hat, hat er keine Phantasie« (Erich Kästner). Soziale Ängste, soziale Angststörungen und systemtherapeutische Behandlungsmöglichkeiten. In: Familiendynamik 41 (2): 100-113.

abstract: Soziale Angststörungen zählen neben den affektiven und somatoformen Störungen zu den drei »Volkskrankheiten« unserer Zeit. In der systemischen Therapie gibt es einige gut beschriebene Ansätze zu ihrer Behandlung sowie zwei Wirksamkeitsstudien, die sich explizit sozialen Angststörungen widmen. In diesem Artikel wollen wir einleitend beschreiben, was soziale Ängste sind, worin ihre Vor- und Nachteile bestehen, welche Symptome zu sozialen Angststörungen zählen und wie sie behandelt werden können. Dazu stellen wir sechs Ansätze einer störungsspezifischen systemischen Therapie überblicksartig vor. Der Beitrag schließt mit einer Einschätzung der Wirksamkeit und den Besonderheiten systemischer Therapie in der Behandlung sozialer Angststörungen.

Lebowitz, Eli R. & Haim Omer (2016): Der elterliche Einfluss auf Kinderängste. Zugrundeliegende Mechanismen und Konsequenzen für die Behandlung. In: Familiendynamik 41 (2): 114-128.

abstract: Angststörungen begleiten einen Menschen sein Leben lang. Sie verursachen schweres Leiden und treten häufig bereits in der Kindheit auf. Umfangreiche klinische und epidemiologische Untersuchungen haben gezeigt, dass die Eltern bzgl. der Entwicklung, Aufrechterhaltung und dem klinischen Verlauf dieser Störungen eine wichtige Rolle spielen. Forschungsarbeiten über die Strukturen und Mechanismen, die dem Einfluss der Eltern zugrunde liegen, verweisen sowohl auf verhaltensbezogene als auch biologische Systeme. Werden diese Zusammenhänge verstanden, ergeben sich daraus möglicherweise wichtige klinische Implikationen, die die Entwicklung neuartiger elternbezogener Behandlungen anregen, um so in der Therapie von Kindern und Jugendlichen mit Angststörungen bessere Ergebnisse zu erzielen. Der vorliegende Beitrag fasst die wichtigsten Aspekte dieser Forschungsarbeiten zusammen. Darüber hinaus stellt er das Programm SPACE (Supportive Parenting for Anxious Childhood Emotions) vor, welches förderliches Elternverhalten bei Ängsten von Kindern und Jugendlichen stärkt. Es fokussiert auf familiäres Entgegenkommen, ein spezifisches Muster elterlicher Reaktionen auf kindliche Ängste, welches in der Regel eine stärkere Symptomatik, wachsende Beschwerden sowie schlechtere Ergebnisse im Rahmen anderer Therapieansätze bewirkt. Der Beitrag veranschaulicht, wie neue theoriegeleitete Interventionen entstehen können, wenn die spezifischen Einflüsse von Eltern bei kindlichen Ängsten erkannt werden.

Rotthaus, Wilhelm (2016): Angststörungen von Kindern und Jugendlichen. In: Familiendynamik 41 (2): 130-140.

abstract: Angststörungen gehören im Kindes- und Jugendalter zu den häufigsten psychischen Störungen. Fast jedes zehnte Kind leidet daran, und es gilt als erwiesen, dass sich Angststörungen nicht »von alleine auswachsen«. In dem folgenden Beitrag wird dargestellt, über welches Hintergrundwissen systemische Therapeutinnen und Therapeuten bei der Behandlung der Ängste von Kindern und Jugendlichen verfügen sollten. Dabei handelt es sich um Erkenntnisse aus der Neurobiologie, um Aspekte eines systemischen Störungsverständnisses sowie um ein Erfahrungswissen im Hinblick auf erfolgversprechende Vorgehensweisen in der systemischen Therapie der Angststörung von Kindern und Jugendlichen.

Frances, Allen (2016): Eine entfesselte Diagnose-, Test- und Therapiewut. Kritische Überlegungen zum Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen – DSM-5. In: Familiendynamik 41 (2): 142-148.

abstract: Mit zunehmender Ausdifferenzierung der diagnostischen Instrumentarien für den Bereich psychischer Störungen wächst die Gefahr, dass für alle möglichen Bereiche des menschlichen Lebens, die sich nicht im Normbereich bewegen, Bezeichnungen gefunden werden und Behandlungsnotwendigkeit festgestellt wird. Auf diese Weise aber werden künstlich »Krankheiten« geschaffen. Ein entfesseltes Diagnosesystem wirkt auf sich selbst zurück. Dies ist gerade bei psychischen Auffälligkeiten ein wichtiger Punkt, denn in diesem Bereich haben Diagnosen eine oft durchschlagende Bedeutung für den ganzen Lebensweg eines Betroffenen. Der Beitrag richtet sich gegen die Exzesse der Diagnosesysteme: Es sollte zum einen (wieder) mehr auf die Selbstheilungskräfte von Menschen gesetzt werden, zum anderen sollten die (deutlich selteneren) Fälle, in denen tatsächlich eine psychische Erkrankung vorliegt, gut abgeklärt werden.

Kriz, Jürgen (2016): »Theorie gern so wenig formal wie möglich«. Eine Replik auf Till Jansen. In: Familiendynamik 41 (2): 150-154.

Strunk, Guido (2016): Ich mag da keinen Graben sehen … Ein Kommentar zu Till Jansen. In: Familiendynamik 41 (2): 156-158.

Kleve, Heiko (2016): Von der Schwierigkeit, die Theorie selbstreferentieller Systeme zu überholen. Kommentar zum Beitrag von Till Jansen. In: Familiendynamik 41 (2): 160-163.

Fischer, Hans Rudi (2016): Systemische Extravaganzen. Abschiede, Identitäten, Neuanfänge. Zum siebten Jahrfünft der Familiendynamik 2006 – 2010. In: Familiendynamik 41 (2): 164-169.

Weyand, Gabriele (2016): Die zwei Seiten der Freiheit – Den Menschen so fern. In: Familiendynamik 41 (2): 170-174.

Crone, Ilke (2016): Rezension – Kirsten Nazarkiewicz & Kerstin Kuschik (Hrsg.) (2015): Handbuch Qualität in der Aufstellungsleitung. Göttingen (Vandenhoek & Ruprecht). In: Familiendynamik 41 (2): 175-176.

Sandmeir, Anna (2016): Rezension – Falk Leichsenring, Manfred E. Beutel, Simone Salzer, Antje Haselbacher & Jörg Wiltink (2015): Soziale Phobie. Psychodynamische Therapie. Göttingen (Hogrefe). In: Familiendynamik 41 (2): 176-178.

Altmeyer, Susanne (2016): Rezension – Sabine Holdt & Marcus Schönherr (2015): Lösungsorientierte Beratung mit getrennten Eltern. Ein Praxishandbuch. Stuttgart (Klett-Cotta). In: Familiendynamik 41 (2): 178-180.

Schick, Maren (2016): Rezension – Ulrich Stangier, David M. Clark & Anke Ehlers (2006): Soziale Phobie. Göttingen (Hogrefe). In: Familiendynamik 41 (2): 180-181.

Damman, Gerhard (2016): Rezension – Ulrich Streeck & Jessica Arnswald (2015): Psychodynamische Psychotherapie. Tübingen (Psychotherapie-Verlag). In: Familiendynamik 41 (2): 181-182.


Heft 3

Fischer, Hans Rudi (2016): Editorial: Systemische Sozialarbeit – Freiheit und Verantwortung im Individualismus? In: Familiendynamik 41 (3): 185-185.

Kraus, Björn (2016): Systemisch-konstruktivistische Lebensweltorientierung. Lebenswelt versus Lebenslage – vom Nutzen einer Unterscheidung für die Gestaltung professioneller Interaktion. In: Familiendynamik 41 (3): 188-196.

abstract: Zu den in der Sozialen Arbeit etablierten paradigmatischen Orientierungen gehören systemische und lebensweltorientierte Ansätze. Insoweit diese zunächst voneinander unabhängig und mit unterschiedlichen theoretischen Referenzen entwickelt wurden, ist deren Vereinbarkeit oder zumindest Anschlussfähigkeit nicht selbstverständlich. Der Beitrag diskutiert exemplarisch den Ertrag einer systemisch-konstruktivistischen Lebensweltorientierung für eine professionelle Praxis, in der beide Ansätze miteinander verschränkt sind. Dabei wird der Begriff der Lebenswelt konkretisiert und dem Begriff der Lebenslage gegenübergestellt. Mit Blick auf die Unterscheidung von gelebtem, erlebtem und erzähltem Leben rücken Grenzen wie Voraussetzungen des Wahrnehmens und Kommunizierens in den Blick. Soziale Arbeit muss mit diesen verantwortlich umgehen, um fachlichen, rechtlichen und normativen Standards gerecht zu werden. Der Fokus des Beitrags liegt darauf, wie sich lebensweltliche Orientierung methodisch umsetzen lässt. Dabei wird auch deutlich, dass aus einem systemisch-konstruktivistischen Ansatz keine uneingeschränkte Verantwortung individueller Lebensgestaltung abgeleitet werden kann.

Ritscher, Wolf (2016): Kinderschutz und Jugendhilfe heute – Was ist möglich, was ist nötig, was ist hilfreich? In: Familiendynamik 41 (3): 198-207.

abstract: Die grundlegende Intention des Artikels ist die kritische Würdigung des Kinderschutzes und der Jugendhilfe in unserer heutigen Gesellschaft. Insbesondere geht es darum, mögliche Risiken und problematische Entwicklungen darzustellen. Dieser Beschreibung vorangestellt sind vier sozialwissenschaftliche Perspektiven, die es ermöglichen, Kinderschutz und Jugendhilfe auch sozial, kulturell und sozialarbeitswissenschaftlich zu kontextualisieren.

Kleve, Heiko (2016): Systemische Sozialarbeit und Liberalismus. Plädoyer für soziale Selbstorganisation und individuelle Autonomie – eine Diskussionsanregung. In: Familiendynamik 41 (3): 208-215.

abstract: Mit diesem Beitrag wird das Ziel verfolgt, (neo-)liberale Ideen der Sozialwissenschaften für die Soziale Arbeit zu rehabilitieren. Meine These lautet, dass diese Ideen genau das stärken, was die Fachlichkeit, die Ethik und das Recht der Sozialen Arbeit anstreben: ihre Nutzer und Nutzerinnen bei der Restaurierung, dem Ausbau und der Konsolidierung sozialer, insbesondere lebensweltlicher Selbstorganisation und individueller Autonomie zu unterstützen. Vor allem die systemische Soziale Arbeit kann mit ihren theoretischen Grundlagen, ihren vielfältigen methodischen Konzepten und den damit einhergehenden Haltungen als praktizierter Liberalismus bewertet werden. Exemplarisch wird gezeigt, wie sich dieser Liberalismus in der Sozialen Arbeit bereits offenbart und wie er in Zukunft weiterentwickelt werden könnte.

Keupp, Heiner (2016): Von der Re-Sozialisierung von Normalität und Abweichung. In: Familiendynamik 41 (3): 216-231.

abstract: Die Zeiten, in denen intensive fachliche Kontroversen zu den Fragen von Normalität und Devianz ausgetragen wurden, sind schon lange vorbei. Kontrovers diskutiert wurde die Frage, ob das »medizinische Modell« den Blick verstellt für die biografischen und gesellschaftlichen Bedingungen psychischen Leids. Der gegenwärtig favorisierte »biopsychosoziale Krankheitsbegriff« erweckt den Eindruck, als hätte sich ein angemessenes multidisziplinäres Verständnis psychosozialer Problemlagen durchgesetzt. Von einer wirklichen Integration der unterschiedlichen disziplinären Sichtweisen kann allerdings keine Rede sein – eher von der Dominanz medikalisierender Tendenzen und einer »sozialen Amnesie«. Auf diesem Hintergrund wird für eine »gesellschaftsdiagnostische« Perspektive plädiert, die gerade angesichts der Lebensbedingungen im globalen Netzwerkkapitalismus erforderlich ist.

Linden, Elena, Hans Rudi Fischer & Eva Walther (2016): Wozu »Burnout«? Das ausgebrannte Sein als ambivalente Lösung von Ambivalenz. In: Familiendynamik 41 (3): 232-241.

abstract: Die Diagnose »Burnout« wird in den letzten Jahren immer häufiger gestellt. Als individueller Erlebenszustand ist die Problematik – wie die Metapher es nahelegt – im Kontext sich zunehmend verändernder Formen der Erwerbstätigkeit zu sehen. Der Beitrag – aus einem Forschungsprojekt entstanden – erweitert die Frage nach dem Warum (Ätiologie, Soziogenese) von »Burnout« durch die komplementäre, individuelle Frage nach dem Wozu (Funktionalität). Die Hypothesen wurden aus den Erfahrungen mit KlientInnen gewonnen, die vor oder nach »Burnout« in Behandlung waren. Aus therapeutischen Einzelfallbeobachtungen konnte die Hypothese abgeleitet werden, dass sich die KlientInnen in einem Ambivalenzkonflikt zwischen Bedürfnissen nach Selbstbestimmung und Sicherheit befanden. Ein zur Selbstbestimmung nötiges »Nein« gegenüber belastenden Bedingungen scheint dabei ebenso unmöglich wie ein »Ja«. »Burnout« lässt sich als (nicht intendierter) Bewältigungsversuch einer unentscheidbaren Sowohl-als-Auch, d. h. ambivalenten Situation verstehen, der in eine Übergangskrisis mündet. Diese wiederum führt (i. d. R.) zur Reflexion des beruflichen Selbstkonzeptes und wirft Fragen personaler Identität auf. So lässt sich im »ausgebrannten Sein« ein Problemlösungsversuch zweiter Ordnung sehen, der einer bisher unerhörten, existenziellen Frage Gehör verschafft. Wozu »Burnout«? fragt nach dem Sinn, den KlientInnen ihrer schmerzlichen Krise geben können, um diese in die autobiografische Erzählung zu integrieren und die Kontinuität und Kohärenz des Selbst wiederherzustellen.

Schneewind, Klaus A. (2016): Familienpsychologie – Skizze einer »querliegenden« psychologischen Disziplin. In: Familiendynamik 41 (3): 242-251.

abstract: In der akademischen Psychologie spielt die Familienpsychologie in den deutschsprachigen Ländern eine marginale Rolle – im Gegensatz zu den USA. Grund hierfür ist v. a., dass im europäischen Kontext die Familienpsychologie quer zu den traditionell gelehrten psychologischen Disziplinen liegt und so keine eigenständige akademische Heimat gefunden hat. Arbeit für die Familienpsychologie gibt es allerdings genug. Ein Blick auf die Lebensumstände von Familien im deutschsprachigen Bereich zeigt: Es gibt nicht nur sehr unterschiedliche Familienformen, sondern auch erhebliche Problembereiche, die Gefährdungen des Kindes- wie Erwachsenenwohls beinhalten. Vor diesem Hintergrund werden die zentralen Aufgaben der Familienpsychologie näher beleuchtet. Dabei wird neben der Bedeutung einer qualifizierten familienpsychologischen Diagnostik auf vier Beziehungsformen (Paarbeziehungen, Eltern-Kind-Beziehungen, Geschwister- und mehrgenerationale Beziehungen) näher eingegangen. Abschließend werden die Unterschiede wie Gemeinsamkeiten einer familienpsychologischen und familientherapeutischen Forschungs- und Anwendungspraxis auf der Basis eines systemtheoretischen Fundaments beleuchtet.

Scholl, Erhard & Notker Klann (2016): Begrenzte Wirksamkeit – Differenzierung tut not. Replik auf Christian Roeslers »Die begrenzte Wirksamkeit bisheriger Paartherapien verlangt neue Methoden«. In: Familiendynamik 41 (3): 252-256.

Schiepek, Günter (2016): Ein praktisches Beispiel, bitte … Kommentar zum Beitrag von Till Jansen. In: Familiendynamik 41 (3): 258-160.

Schlippe, Arist von (2016): In der Gegenwart angekommen: Mit weit gestellter Optik in die Welt blicken! Die Familiendynamik 2011 – 2015. In: Familiendynamik 41 (3): 261-264.

Dörholt, Dororthee, Martin Rufer & Michael Schrom (2016): Der besondere Fall: Herausforderung der therapeutischen Flexibilität. In: Familiendynamik 41 (3): 265-266.

Emlein, Günther (2016): Rezension: Peter Fuchs (2015): DAS Sinnsystem. Prospekt einer sehr allgemeinen Theorie. Weilerswist (Velbrück). In: Familiendynamik 41 (3): 267-269.

Köhler, Annemaria (2016): Rezension: Hans Bertram & Nancy Ehlert (Hrsg.) (2011): Familie, Bindungen und Fürsorge Familiärer Wandel in einer vielfältigen Moderne. Leverkusen (Barbara Bud­rich). In: Familiendynamik 41 (3): 269-270.

Loth, Wolfgang (2016): Vollperson oder Aschenbecher. In: Familiendynamik 41 (3): 271-271.

 


Heft 4

Borke, Jörn & Ulrike Borst (2016): Editorial: Nicht am Gras ziehen – für guten Boden sorgen. In: Familiendynamik 41 (4): 273-273.

Lamm, Bettina (2016): Ein kultursensitiver Blick auf Sozialisation: Kindzentriertheit vs. Familienorientierung in zwei kulturellen Milieus. In: Familiendynamik 41 (4): 276-283.

abstract: Ausgehend von mütterlichen Verhaltensweisen in Spielinteraktionen mit ihren Babys, beschreibt dieser Beitrag unterschiedliche Sozialisationsstrategien. Er macht deutlich, inwiefern diese eine Anpassung an spezifische kulturelle Milieus darstellen. Anhand exemplarischer Vergleiche westlicher Mittelschichtfamilien und traditioneller nicht-westlicher Bauern wird gezeigt, wie die menschlichen Grundbedürfnisse nach Autonomie und Verbundenheit im jeweiligen Milieu beantwortet werden und als Organisator der unterschiedlichen Sozialisationsstrategien und kindlichen Entwicklungspfade wirken.

Schöllhorn, Angelika, Jörn Borke, Eva-Maria Schiller & Joscha Kärtner (2016): Beratung mit Familien aus unterschiedlichen kulturellen Kontexten: Ein Prozessmodell zur kultursensitiven Beratung für Familien mit Säuglingen und Kleinkindern. In: Familiendynamik 41 (4): 284-292.

abstract: Vorstellungen über die Entwicklung und Erziehung von Kindern können je nach kulturellem Kontext erheblich variieren. Ebenso unterscheiden sich Erwartungen von KlientInnen an Beratungsprozesse abhängig von kulturellen Hintergründen und Vorerfahrungen. Beides ist in hohem Maße relevant für Beratungstätigkeiten, bei denen Entwicklungsperspektiven und -zusammenhänge bedeutsam sind. In diesem Artikel befassen wir uns mit Beratungsprozessen von Familien mit Säuglingen und Kleinkindern. Deren Anliegen beziehen sich häufig auf exzessives Säuglingsschreien, Schlaf- und Fütterschwierigkeiten sowie exzessives Trotzverhalten von Kleinkindern. Das vorgestellte Prozessmodell gibt Anhaltspunkte für eine kultursensitive Beratung. Ziel ist es, Anschlussfähigkeit an unterschiedliche familiäre Hintergründe zu sichern. Damit wird ein Referenzsystem geschaffen, das es BeraterInnen erlaubt, die Prozesse mit Klienten und Klientinnen kultursensitiv zu planen und zu gestalten. Im Prozess werden mithilfe einer ausführlichen Exploration und einer darauf aufbauenden Fit-Misfit-Analyse die kulturspezifischen Ideale der Familie zur Erziehung und Entwicklung von Kindern mit der Realität der aktuellen Lebenswelt in Beziehung gesetzt und mögliche Entwicklungskonsequenzen ausgelotet. Zugleich stehen eine kultursensitive Haltung und Prozessgestaltung sowie eine entsprechend abgestimmte Wahl der Interventionen im Mittelpunkt.

Lanfranchi, Andrea (2016): Transition Familie – Schule: Frühpädagogische Unterstützung im Vorschulalter als Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit. In: Familiendynamik 41 (4): 294-303.

abstract: Kinder brauchen Zugang zu Umwelten, mit denen sie sich aktiv auseinandersetzen können und wo sie mit anderen Kindern regelmäßig interagieren. Sie brauchen auch Möglichkeiten für Beziehungen zu Erwachsenen außerhalb ihrer Familie, die sie in ihrer Entwicklung fördern. Kindertagesstätten sind als »transitorischer Raum« dazu geeignet, Übergänge zwischen Familienwelt und Gesellschaft zu gestalten. Familienergänzende Betreuung, Bildung und Erziehung lohnt sich unter dem Aspekt der Gerechtigkeit von Bildungschancen ganz besonders für Kinder aus psychosozial belasteten Familien.

Eckstein-Madry, Tina & Lieselotte Ahnert (2016): Kinder aus sozial benachteiligten Familien: Wie Bindungsdefizite und Verhaltensauffälligkeiten durch KiTa-Betreuung beeinflusst werden. In: Familiendynamik 41 (4): 304-311.

abstract: Um Bindungsdefiziten und Verhaltensauffälligkeiten von Kindern aus sozial benachteiligten Familien im Rahmen einer KiTa-Betreuung zu begegnen, wurden Kinder aus n = 30 Familien einer sozial schwachen Region Sachsen-Anhalts sowohl in der Familie als auch in der KiTa untersucht und mit n = 30 Kindern einer parallelisierten Vergleichsgruppe kontrastiert. Von jedem Kind wurde die Bindungssicherheit zur Mutter und diejenige zur Erzieherin erfasst sowie das Verhalten des Kindes von Mutter und Erzieherin eingeschätzt. Vergleichende Varianzanalysen zeigten, dass die Kinder aus den sozial benachteiligten Familien tatsächlich eklatante Defizite in der Bindungssicherheit zu ihren Müttern aufwiesen, jedoch nicht zu ihren Erzieherinnen. Mit diesen positiven Bindungsprozessen in der KiTa gingen auch Veränderungen im kindlichen Verhalten einher: Verminderungen von Aggressionen und Aufmerksamkeitsstörungen waren bei diesen Kindern mit einer besseren Bindungsqualität zur Erzieherin verbunden.

Bark, Christine, Svenja Taubner & Anna Georg (2016): Mentalisierungs-basierte Eltern-Säuglings- und -Kleinkind-Therapie: Dargestellt am Beispiel der Ambulanz für Familientherapie des Instituts für Psychosoziale Prävention des Universitätsklinikums Heidelberg. In: Familiendynamik 41 (4): 312-321.

abstract: Der Artikel gibt eine Übersicht über das mehrstufige mentalisierungs-basierte, bindungsorientierte Konzept der Ambulanz für Familientherapie des Instituts für Psychosoziale Prävention des Universitätsklinikums Heidelberg. Familien werden je nach Indikation im Einzel-Familiensetting und/oder im Gruppen-Familiensetting therapeutisch begleitet und nach der Eingangsdiagnostik einem konfliktbezogenen oder strukturbezogenen Behandlungsfokus zugeordnet. Für den strukturbezogenen Fokus wird nach einem mentalisierungs-basierten Gruppenansatz gearbeitet.

Stöger-Schmidinger, Barbara, Wolfgang Aichhorn, Helmut Schöller, Benjamin Aas & Günter Schiepek (2016): Systemische Fallkonzeption und State-Dynamik bei einer Patientin mit struktureller Dissoziation der Persönlichkeit. In: Familiendynamik 41 (4): 322-332.

abstract: Das Fallbeispiel beschreibt die Vorgehensweise des synergetischen Prozessmanagements in einem tagesklinischen Setting. Dargestellt wird der therapeutische Prozess einer Patientin mit Borderline-Persönlichkeitsstörung und komplexer dissoziativer Störung. Die Entwicklung der Patientin wurde begleitet und reflektiert mit einem Prozessmonitoring, welches auf einem täglich ausgefüllten persönlichen Fragebogen beruht. Am Beginn des Monitorings und des regelmäßigen Prozessfeedbacks, das im Rahmen der therapeutischen Einzelgespräche stattfand, stand die Entwicklung eines idiographischen Systemmodells, welches in einer etwa dreistündigen Arbeit zusammen mit der Patientin entwickelt wurde. Für die Patientin war es entscheidend zu erkennen, wie ihre verschiedenen Persönlichkeits-States in den Komponenten des Modells repräsentiert waren und wie sich die Übergänge zwischen den States und deren jeweilige Trigger psychologisch nachvollziehen und erklären ließen. Der mit dem »Synergetischen Navigationssystem« (SNS) mögliche Einblick in die Dynamik und die Verlaufsmuster ihrer Persönlichkeitszustände (erfasst mithilfe täglicher Selbsteinschätzungen) lieferte die Grundlage für einen veränderten Umgang mit diesen. Die Effekte im Bereich der selbstbezogenen Informationsverarbeitung und Identitätsentwicklung waren bemerkenswert. Die idiographische Systemmodellierung und das SNS in Kombination ermöglichten sowohl der Therapeutin als auch der Patientin ein umfassendes Verständnis der persönlichen Psychodynamik und der Prozessmuster der Therapie.

Hilzinger, Rebecca, Jochen Schweitzer & Christina Hunger (2016): Wie prüfe ich, ob es systemisch war?: Ein Überblick über systemische Adhärenzskalen am Beispiel von psychotherapeutischen Wirksamkeitsstudien zu sozialer Angst. In: Familiendynamik 41 (4): 334-342.

abstract: In diesem Beitrag geht es um die Erfassung der Adhärenz (»Manualtreue«) als einen Aspekt der Qualitätssicherung in psychotherapeutischen Wirksamkeitsstudien. Dazu stellen wir die Systemtherapeutische Adhärenzskala (STAS) vor, die in einer randomisiert-kontrollierten Studie zum Vergleich systemischer Therapie und kognitiver Verhaltenstherapie bei sozialen Angststörungen entwickelt wurde. Adhärenzskalen können aber auch in naturalistischen Studien sinnvoll genutzt werden.

Roesler, Christian (2016): Entgegnung auf die Replik von Erhard Scholl & Notker Klann, »Begrenzte Wirksamkeit – Differenzierung tut not«. In: Familiendynamik 41 (4): 344-346.

Baumann, Sebastian (2016): Psychotherapeutenausbildung 2.0. In: Familiendynamik 41 (4): 347-348.

Epple, Hartmut (2016): Eltern werden in den Hilfen zur Erziehung ausgebootet: Zur geplanten Reform des SGB VIII – Ein Einwurf zum Stand der Dinge. In: Familiendynamik 41 (4): 349-352.

Frei, Isabelle (2016): »Die Kritikerin in mir«: Psychologische Beratung einer Klientin mit Prüfungsangst. In: Familiendynamik 41 (4): 353-355.

Appel, Frank (2016): Rezension – Dima Zito & Ernest Martin (2016): Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen. Ein Leitfaden für Fachkräfte und Ehrenamtliche. Weinheim (Beltz Juventa). In: Familiendynamik 41 (4): 356-357.

Fischer-Roßbach, Renata (2016): Rezension – Inge Seiffge-Krenke (2016): Väter, Männer und kindliche Entwicklung. Ein Lehrbuch für Psychotherapie und Beratung. Heidelberg (Springer). In: Familiendynamik 41 (4): 357-358.

Loth, Wolfgang (2016): Ach ja, Verantwortung. In: Familiendynamik 41 (4): 359-359.

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