systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

Familiendynamik 2007

Fischer, Hans Rudi (2007): Editorial: Ressourcenorientierte Interventionen. In: Familiendynamik 32 (1): 1-3.

Müller-Schlotmann, Richard (2007): Hilfen für Kinder psychisch kranker Eltern. Ressourcenorientierung in der Jugendhilfe. In: Familiendynamik 32 (1): 4-16.

abstract: Pflegeeltern und Fachkräfte der Jugendhilfe berichten zunehmend von Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen aus Familien mit einem psychisch kranken Elternteil. Beziehungsaufbau und Beziehungsgestaltung mit diesen Kindern in Tagesgruppen, Wohngruppen oder Pflegefamilien stellen hohe Anforderungen an pädagogische Fachkräfte. Die Zusammnenarbeit zwischen Eltern, Fachkräften und Pflegeeltern erfordert Offenheit im Umgang miteinander, klare Strukturen, verbindliche Absprachen und eine differenzierte Wahrnehmung von Ressourcen des Kindes und seiner Familie. Bestehende Hilfen für betroffene Kinder und Eltern im Gesundheitssystem zeigen Möglichkeiten für eine angemessene Jugendhilfe auf.

Reich, Günter & Ursula Rutz (2007): Paarbeziehung und Sexualität bei Anorexie und Bulimie. In: Familiendynamik 32 (1): 17-40.

abstract: Essstörungen sind mit basalen Störungen von Partnerbeziehungen und sexuellen Beziehungen wird als ein wesentliches psychosoziales Kriterium der Heilung angesehen, insbesondere bei der Anorexie. Weibliche Konkurrenz wird in westlichen Ländern unter anderem über eine dünne Figur ausgetragen. Die Hintergründe für die Durchsetzung des Schlankheitsideals als Schönheitsideal bleiben zum Teil unklar. Der Anteil von Frauen mit Essstörungen, die in Partnerbeziehungen leben, wird vermutlich insgesamt unterschätzt. Dabei gehen Bulimikerinnen in höherem Maße Partnerbeziehungen und sexuelle Beziehungen ein als Anorektikerinnen, die ein negatives Verhältnis zur Sexualität haben. Dass sich Paarbeziehungen bei Essstörungen auf der Basis einer Homogamie in der Persönlichkeitsentwicklung bilden, lässt sich nur zum Teil bestätigen. In Paarbeziehungen Essgestörter finden sich allerdings eine Störung der Intimität, ein Mangel an offener Kommunikation und eine eingeschränkte Fähigkeit zur Konfliktlösung. Dies wird an einem Fallbeispiel skizziert. Die Paarsituation ist in der Behandlung Essgestörter stärker zu berücksichtigen.

Conen, Marie-Luise (2007): Ressourcenorientierung als therapeutische Grundhaltung. Salvador Minuchin zum 85. Geburtstag. In: Familiendynamik 32 (1): 41-54.

abstract: Salvador Minuchin, einer der einflussreichsten Familientherapeuten, feiert seinen 85. Geburtstag. Seine Kreativität und der Reichtum an Ideen in seinen Therapien vor allem mit armen Familien haben Familientherapeuten weltweit beeinflusst. In dem Beitrag wird ein Grundriss über seine Grundannahmen, seine Vorgehensweise und seinen Stil gegeben. Ferner wird sein politisches Engagement insbesondere für marginalisierte Familien.

Liechti, Jürg (2007): Anorexia nervosa – Teil 2: Erklärungs- und Therapiemodelle. In: Familiendynamik 32 (1): 55-81.

abstract: In Teil 2 wird auf gängige Erklärungs- und Therapiemodelle der Anorexia nervosa eingegangen. Die Ansätze werden nicht gegeneinander ausgespielt, sondern auf ihren Stellenwert im therapeutischen Prozess untersucht. Das Hauptgewicht wird auf die ambulante Praxis gelegt, wobei die Kriterien für eine stationäre Behandlung diskutiert werden. Die wichtigsten Aspekte eines AN-Behandlungsprogramms werden erwähnt: medizinische, motivationale, systemisch-familientherapeutische, kognitiv-behaviorale, psychodynamische, körperorientierte und pharmakolgische Aspekte. An einem Fallbeispiel werden Überlegungen zur Therapie im Rahmen eines systemisch-behavioralen Familientherapie-Modells (SBF-Modell) angestellt.

Fischer, Hans Rudi, Ulrich Clement & Arnold Retzer (2007): Feldpost: Wie eine Therapie anfangen? In: Familiendynamik 32 (1): 80-89.

abstract: Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, heißt es bei Hermann Hesse. Was ist der Zauber des Anfangs einer Therapie? Wie sollen wir eine Therapie beginnen? Unsere Frage fokussiert auf den Anfang des therapeutischen Erstgesprächs, die erste Face-to-face-Begegnung zwischen Klient(en) und Therapeut. Wie sollte die Beziehung zu unseren Klienten gestaltet werden? Wie wird welches Beziehungsangebot von Seiten des Therapeuten gemacht? Die Mittel, auf die wir unser Hauptaugenmerk hier richten, sind sprachlicher Natur: Welche Fragen, welche Informationen, welche Definitionen gehören an den Anfang des Erstgespräches? Anders formuliert: Wie sollte Sprache benutzt werden, damit ein Rahmen geschaffen wird, in dem die inhaltlichen Ziele der Klienten bearbeitbar sind und die Prozessziele des Therapeuten erreicht werden können?

Thiel, Peter (2007): Rezension: András Wienand (2005): Choreographien der Seele. Lösungsorientierte Systemische Psycho-Somatik. München (Kösel). In: Familiendynamik 32 (1): 90-91.

Molter, Haja (2007): Rezension: Oliver König (2004): Familienwelten. Theorie und Praxis von Familienaufstellungen. Stuttgart (Pfeiffer bei Klett-Cotta). In: Familiendynamik 32 (1): 92-95.

Schlippe, A. von (2007): Rezension: Erhard Wedekind (2005): Orientierung in Systemen. Ein psychoanalytisch-systemischer Wegweiser für professionelle Beziehungsarbeit. Berlin (Xenomoi). In: Familiendynamik 32 (1): 95-96.

Fischer, Hans Rudi (2007): Editorial. Familienpolitik als Hot Topic. In: Familiendynamik 32 (1): 103-107.

Bertram, Hans (2007): Keine Zeit für die Liebe: Die Rushhour des Lebens. In: Familiendynamik 32 (1): 108-116.

abstract: Das arbeitsteilige Familienmodell, das bis in die 1960er Jahre in Deutschland vorherrschte, ist mit der zunehmenden Integration der Frauen in das Erwerbsleben verschwunden. Eine nachhaltige Familienpolitik muss Paaren, damit sie sich für eine Familie entscheiden können, den Rahmen schaffen, in dem Zeit für den Aufbau verlässlicher Beziehungen, für Partnerschaft und Kinder (care) vorhanden ist. In der Dienstleistungsgesellschaft sind die Ausbildungszeiten immer länger geworden, um gute Berufsperspektiven aufbauen zu können. Die damit verbundene Flexibilität und Unsicherheit führen dazu, private Angelegenheiten wie Liebe, Partnerschaft und die Entscheidung für Kinder dem beruflichen Engagement unterzuordnen. Während die Elterngeneration für diese Entscheidungsphase (Berufsperspektive, Liebe, Kinder) noch zehn Jahre Zeit hatte, hat sich für die heutige Generation diese Rushhour des Lebens auf fünf Jahre verdichtet. Diese Rushhour wird von fachlichem und beruflichem Engagement dominiert, so dass Zeit für Liebe und Kinder immer knapper wird. Nach dem 35. Lebensjahr haben sich die meisten Erwachsenen in dieser Lebensform eingerichtet. Familienpolitik muss daher auch immer Zeitpolitik sein, mit dem Ziel, die Rushhour des Lebens zu entzerren, um die Voraussetzung für das richtige Maß an Zeit für Liebe, Partnerschaft und Kinder zu schaffen.

Ludewig, Kurt (2007): Familienpolitik – wie und für wen? In: Familiendynamik 32 (1): 117-130.

abstract: Der Autor nimmt die Einigkeit der Parteien hinsichtlich der Zielsetzung der zukünftigen Familienpolitik zum Anlass, die guten Vorsätze in den Parteiprogrammen aus dem Blickwinkel eines systemischen Familientherapeuten zu reflektieren. Er stellt die Frage, ob die verschlafene Familienpolitik der letzten Jahre nicht zu spät kommt und vergleicht sie mit dem Fassen guter Vorsätze, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. Im Weiteren werden einige Dilemmata bzw. Paradoxa familienpolitischer Interventionen aufgezeigt. Probleme sieht der Autor nicht in den Zielen und Konzepten der neueren Familienpolitik, sondern viel mehr in deren Realisierbarkeit. Wie sind »bildungsferne« Eltern von den neueren Erziehungskonzepten zu erreichen, wie Eltern aus Migrantenfamilien? Die Erfahrung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zeigt, dass gerade jene Eltern, die einer orientierenden Hilfestellung bedürfen, selten bereit sind, diese in Anspruch zu nehmen. Wie in der Familientherapie ist es nötig, die je eigenen Anliegen und Themen solcher Familien auszumachen, ohne an sie mit vorgefassten Meinungen und fertigen Angeboten heranzugehen.

König, Oliver & Tomke König (2007): Metalog zur Familienpolitik. In: Familiendynamik 32 (1): 131-152.

Falk, Ilse (MdB, CDU) (2007): Familienpolitik für heute und morgen. In: Familiendynamik 32 (1): 153-159.

Deligöz, Ekin (MdB) & Bernhar (Bündnis 90/Die Grünen) Saumweber (2007): Kinder in den Mittelpunkt. In: Familiendynamik 32 (1): 160-166.

Wunderlich, Jörn (2007): Herausforderungen zukünftiger Familienpolitik. In: Familiendynamik 32 (1): 167-169.

Lenke, Ina (2007): Kinderlärm ist Zukunftsmusik? Liberale Familienpolitk für eine zukunftsfähige Gesellschaft. In: Familiendynamik 32 (1): 170-176.

Kressl, Nicolette (MdB, SPD) (2007): Neue Akzente in der Familienpolitik. In: Familiendynamik 32 (1): 177-183.

Hantel-Quitmann, Wolfgang (2007): Der Zeitgeist in der Paartherapie. Teil I. In: Familiendynamik 32 (1): 184-201.

abstract: Was kennzeichnet den heutigen Zeitgeist? Auf technische und planbare Weise kurzfristige Effekte, Gewinne, Veränderungen, Vergnügungen oder Erregungen zu erzielen, ohne an die möglichen langfristigen, negativen Folgen zu denken, und dabei die ethischen Implikationen zu vernachlässigen. Auch inden Konzepten der Paartherapeuten und den Konflikten der Paare spiegeln sich die sozialen Verhältnisse. Insofern datiert Goethes Roman Die Wahlverwandtschaften (1809) den Beginn der modernen deutschen Psychologie. Der Beitrag thematisiert die zentralen Themen und Probleme, mit denen Paare heute eine Therapie aufsuchen, und die konzeptionellen Antworten der Paartherapeuten darauf. Die zentralen Themen der Paare sind heute emotionale Nähe und Alltagsstress (Teil 1 des Artikels) sowie Sexualität und Liebesaffären (Teil 2). Die konzeptionellen Antworten der Paartherapeuten sollten sich nicht dem Zeitgeist anbiedern und damit einer weiteren Ökonomisierung der Therapien dienen, wie dies manche kurztherapeutische, interventions- und lösungsorientierte Methoden tun.Paartherapie braucht Zeit für das Verstehen der komplizierten Gefühle der Paare und Partner, also eine differentielle Indikation, affektive Rahmung und empathische Resonanz. Aktuell spiegeln sich die Fragen rund um den Zeitgeist in den Diskussionen über die Rolle der Liebe in der Paartherapie.

Clement, Ulrich (2007): Editorial: Genogramm und Herkunft. In: Familiendynamik 32 (3): 209-210.

Hildenbrand, Bruno (2007): Sozialisation in der Familie und Generationenbeziehungen. Die Bedeutung von signifikanten Anderen innerhalb und außerhalb der sozialisatorischen Triade. In: Familiendynamik 32 (3): 211-228.

abstract: In der vorliegenden Arbeit wird ein Konzept der primären Sozialisation in der Triade verknüpft mit einem Konzept lebenslanger Identitätsbildung. Zwar prägt die sozialisatorische Triade den individuellen Sozialisations- bzw. Identitätsbildungsprozesses. Jedoch ist dies kein unabänderliches Schicksal, sondern konstituiert einen Rahmen, der zur Gestaltung aufgegeben ist. In diesem Gestaltungsprozess spielen signifikante Andere außerhalb der Kernfamilie mitunter eine bedeutende Rolle. Dieses Argument wird anhand eines ausführlichen Fallbeispiels entwickelt. Die Konsequenzen dieser Position für die Genogrammarbeit in Beratung und Therapie werden abschließend erörtert.

Gemeinhardt, Brigitte (2007): Mehrgenerationale Einflüsse auf die Partnerschaftsdynamik bei Patienten mit einer Alkoholabhängigkeit – eine Exkursion. In: Familiendynamik 32 (3): 229-246.

abstract: In einer mehrgenerationalen Betrachtung werden mögliche Funktionalitäten süchtigen Trinkens in der Gestaltung familiärer Beziehungsdynamiken dargestellt. Das zentrale Augenmerk wird hier auf die horizontal und vertikal stattfindenden Dynamiken partnerschaftlicher Beziehungen gelegt. In einem ersten Schritt wird eine qualitative Forschungsarbeit zu diesem Thema vorgestellt, die am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf durchgeführt wurde. Eine theoretische Einführung in dieses Thema folgt in einem zweiten Schritt. Anhand eines Fallbeispieles wird dies praktisch demonstriert und der sich daraus ergebende Nutzen für die therapeutische Praxis diskutiert.

Zwack, Julika & Jochen Schweitzer (2007): Systemtherapeutisches Arbeiten in der Akutpsychiatrie. Was bewährt sich? In: Familiendynamik 32 (3): 247-261.

abstract: Der Artikel beschreibt, wie systemisch weitergebildete multiprofessionelle Teams sechs akutpsychiatrischer Stationen systemische Interventionen nutzen und welche Vorgehensweise sich im Umgang mit akutpsychiatischen Klienten bewähren. Es wurden halbstrukturierte Interviews mit 49 Stationsmitarbeitern geführt, die mit zusammenfassender Inhaltsanalyse ausgewertet wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass systemische Interventionen wie Auftragsklärung, Genogrammarbeit, Familiengespräche, Reflecting Team und eine systemisch inspirierte Verhandlungsstruktur zu einer Intensivierung und Effektivitätssteigerung der psychiatrischen Arbeit beitragen. Sie sind geeignet, das akutpsychiatrische Standardangebot in Richtung einer kooperativen, partizipativen und zielorientierten Ausrichtung zu verändern. Ihre standardmäßige Etablierung stellt jedoch eine zeitliche und organisatorische Herausforderung dar und setzt eine multiprofessionelle Aufgabenverteilung, Behandlungkontinuität und eine bewusste Einbettung in das bestehende Besprechungs- und Berichtwesen voraus.

Hantel-Quitmann, Wolfgang (2007): Der Zeitgeist in der Paartherapie Teil II. In: Familiendynamik 32 (3): 262-279.

abstract: Was kennzeichnet den heutigen Zeitgeist? Auf technische und planbare Weise kurzfristige Effekte, Gewinne, Veränderungen, Vergnügungen oder Erregungen zu erzielen, ohne an die möglichen langfristigen, negativen Folgen zu denken, und dabei die ethischen Implikationen zu vernachlässigen. Auch in den Konzepten der Paartherapeuten und den Konflikten der Paare spiegeln sich die sozialen Verhältnisse. So betrachtet datiert Goethes Roman Die Wahlverwandtschaften (1809) den Beginn der modernen deutschen Paarpsychologie. Der Beitrag thematisiert die zentralen Themen und Probleme, mit denen Paare heute eine Therapie aufsuchen, und die konzeptionellen Antworten der Paartherapeuten darauf. Die zentralen Themen der Paare sind heute emotionale Nähe und Alltagsstress (Teil 1 des Artikels) sowie Sexualität und Liebesaffären (Teil 2). Die konzeptionellen Antworten der Paartherapien sollten sich nicht dem Zeitgeist anbiedern und damit einer weiten Ökonomisierung der Therapien dienen, wie dies manche kurztherapeutische, interventions- und lösungsorientierte Methoden tun. Paartherapie braucht Zeit für das Verstehen der komplizierten Gefühle der Paare und Partner, also eine differentielle Indikation, affektive Rahmung und empathische Resonanz. Aktuell spiegeln sich die Fragen rund um den Zeitgeist in den Diskussionen über die Rolle der Liebe in der Paartherapie.

Clement, Ulrich & Hans Rudi Fischer (2007): Was tun wenn der Klient schweigt? In: Familiendynamik 32 (3): 280-285.

Vogt, Manfred & Heinrich Dreesen (2007): Insoo Kim Berg (25.7.1934 – 10.1.2007). Nachruf. In: Familiendynamik 32 (3): 286-288.

Stierlin, Helm (2007): Lyman Wynne (September 1923 – 17.1.2007). Nachruf. In: Familiendynamik 32 (3): 288-292.

Conen, Marie-Luise (2007): Ivan Boszormeny-Nagy (19. Mai 1923 – 28. Januar 2007). Nachruf. In: Familiendynamik 32 (3): 293-295.

Welter-Enderlin, Rosmarie (2007): Jay Haley (19. Juli 1923 – 13. Februar 2007). Nachruf. In: Familiendynamik 32 (3): 293-295.

Clement, Ulrich (2007): Editorial: Paare. In: Familiendynamik 32 (4): 299-300.

Scheinkman, Michele (2007): Über das Trauma der Untreue hinaus: Ein neuer Blick auf Affären in der Paartherapie. In: Familiendynamik 32 (4): 301-329.

abstract: Die Autorin befasst sich mit der Frage, wie außerpartnerschaftliche Affären konzeptuell und klinisch angegangen werden. Dabei werden die moralischen Imperative der herrschenden Kultur kommentiert, die die therapeutische Tätigkeit beeinflussen können. Besonderer Bezug wird auf die Arbeiten von Laura Kipnis und Stephen Mitchell genommen. Beide Autoren legen den Schwerpunkt des beruflichen Diskurses über Affären nicht mehr ausschließlich auf die Folgen von Affären, sondern in erster Linie auf die emotionalen Kräfte, die einen Menschen überhaupt dazu veranlassen, eine Affäre zu haben. Kipnis und Mitchell analysieren die vorherrschenden Vorstellungen über die Institution der Ehe und stellen dabei den Primat des Begehrens und der romantischen Liebe in unserem Leben heraus. Ausgehend von den unseren Liebeserfahrungen inhärenten Widersprüchen ermutigen sie uns, in die irrationalen Dimensionen der Liebe einzutauchen und mehr Komplexität und Mehrdeutigkeit zuzulassen. Diese Prämissen eröffnen die Möglichkeit, den in eine Affäre verstrickten Personen eine selbstbestimmte Entscheidung zu ermöglichen, was die Frage der Geheimhaltung bzw. der Aufdeckung der Wahrheit angeht.

Weiss, Halko (2007): WW8 – ein Instrument (auch) für die Paartherapie. Die Analyse von Wechselwirkungen in kritischen dyadischen Beziehungssituationen. In: Familiendynamik 32 (4): 330-345.

abstract: Die Wechselwirkungs-Acht, kurz »WW8«, ein im Rahmen der Hakomi-Methode entwickeltes Instrument, wird dargestellt. Anhand eines Fallbeispiels wird eine kritische Beziehungssituation unter Berücksichtigung relevanter Persönlichkeitsanteile (u.a. nach R. Schwartz) eines Ehepaars analysiert. Es geht konkret jeweils um die Anteile des inneren Beschützers und des Schutzbedürftigen; der Beschützer wird meist im Verhalten sichtbar; das Schutzbedürftige anhand des inneren Erlebens, das als verborgen bezeichnet und als oft unbewusst angesehen wird. Die Interaktion dieser Anteile in der Paar-Kommunikation wird analysiert. Dann wird das Vorgehen mit Hilfe der WW8 praxisnah anhand von vier Schritten erläutert und der Umgang mit dabei auftretenden möglichen Problemen dargestellt. Weitere mögliche Schritte zur Vertiefung der Arbeit schließen den Text ab.

Grebe, Björn, Schlippe, Arist von, Elisabeth Nicolai & Jochen Schweitzer (2007): Systemische Familiengespräche in der Akutpsychiatrie? Indikatoren von Organisationsentwicklung im klinischen Kontext. In: Familiendynamik 32 (4): 346-366.

abstract: Das SYMPA-Projekt (Systemtherapeutische Methoden psychiatrischer Akutversorgung) intendiert die Implementierung systemischer Therapie als Rahmenkonzept akutpsychiatrischer Behandlung in drei psychiatrischen Krankenhäusern. Für dieses Projekt wurden 16 psychiatrische Familiengespräche zu Projektbeginn einer qualitativen Analyse unterzogen. Ausgangspunkt war die Frage, inwieweit Elemente einer systemisch-familienpsychiatrischen Praxis bereits vor einer geplanten Schulung in systemischer Therapie auf den teilnehmenden Stationen angewandt werden. Aus den theoretischen Grundlagen systemischer Therapie wurde ein Kategoriensystem abgeleitet, mit dessen Hilfe die Verteilung von Gesprächsanteilen zwischen Behandlern, Angehörigen und Patienten sowie – in Bezug auf die Gesprächsbeiträge der Behandler – die Häufigkeit der Verwendung von systemischen Fragen und das Verhältnis von Fragen und Aussagen untersucht wurden. Weiterhin wurden die Aussage der Behandler in Bezug auf das darin implizit zum Ausdruck kommende Wirklichkeitsverständnis ausgewertet. Die Analyse der Gesprächspraxis ergab, dass in der Regel die Behandler die größten Gesprächsanteile hatten und insgesamt wenige – meistens auf den Problemkontext bezogene – Fragen stellten. In den Implikationen ihrer Aussagen kam ein Wirklichkeitsverständnis zum Ausdruck, in dem Realität objektiv beobachtet, beschrieben und erklärt werden kann. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Elemente einer systemisch-familienpsychiatrischen Behandlungspraxis auf den am Projekt teilnehmenden psychiatrischen Stationen bisher kaum angewandt werden.

Buchinger, Kurt (2007): Systemische Supervision – eine Übersicht. In: Familiendynamik 32 (4): 367-378.

abstract: Systemische Supervision als schulbezogene Form der Supervision widerspricht der Besonderheit dieser Beratungsform: Um systemisch zu sein, bedarf es hier einer gut organisierten Kooperation mit anderen, nicht systemischen Beratungsformen und Schulen. Aber gerade dazu bietet der systemische Ansatz bessere Möglichkeiten als andere Theorien und Schulen. Außerdem eröffent er vor allem mit folgenden Konzepten einen guten Zugang zu den Erfordernissen der Supervision: Das Verhältnis System-Umwelt hilft, der Besonderheit des Gegenstandes der Supervision gerecht zu werden. Das Verständnis der Beratungsbeziehung als eigenes System sollte vor Missbrauch, Besserwisserei und der Herstellung von Abhängigkeit in der Supervision schützen und wird der Autonomie des Klienten gerecht. Die Ressourcen- und Lösungsorientierung entsprechen einem gesellschaftlichen Paradigmenwechsel der Arbeit in Organisationen. Der Eigendynamik der Organisation kann mit den systemischen Theorien erfasst werden ohne die üblichen Reduktionen auf Personen und Beziehungen. Nicht immer werden die Angebote systemischer Supervision diesen Vorteilen eines systemischen Zugangs gerecht.

Simon, Fritz B. (2007): Ein Nachruf auf Paul Watzlawick. In: Familiendynamik 32 (4): 379-381.

Walter, Ursula (2007): Rezension – Celina Rodriguez Drescher (2006): Familiendynamik bei spätadoptierten Kindern. Mit einem Vorwort von Margarete Mitscherlich-Nielsen. Reihe: Forschung Psychosozial. Gießen (Psychosozial). In: Familiendynamik 32 (4): 382-385.

Ochs, Matthias (2007): Rezension – Lothar Eder (2007): Psyche, Soma und Familie. Theorie und Praxis einer systemischen Psychosomatik. Stuttgart (Kohlhammer). In: Familiendynamik 32 (4): 387-389.

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