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Online-Journal für systemische Entwicklungen

Ambivalenz und Risiko

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Familiendynamik 39(2)

Familiendynamik
39(2)

Die beiden letzten Hefte der Zeitschrift „Familiendynamik“ sind zwei interessanten Themen gewidmet. In Heft 2/2014 haben sich die Herausgeber vorgenommen, „Ambivalenzen weiter zu denken…“. In ihrem Editorial schreiben die Herausgeber: „Die Begriffsgeschichte zeigt: Es geht nicht bloß um belastende »gemischte Gefühle«. Weiterdenkend lassen sich unterschiedliche Dimensionen unterscheiden. Die Wurzeln des Denkens von Ambivalenz reichen bis in die Antike und verweisen auf die Möglichkeiten und Grenzen rationalen, logischen Denkens sowie das Bild des Menschen. Daraus ergibt sich eine doppelte Aktualität. Erstens bietet die Befassung mit dem Ambivalenten Anlass, über das »Selbst«, auch das eigene, nachzudenken und sich der eigenen Identität zu vergewissern. Zweitens aber ist die Sensibilität für Ambivalenz und deren gesellschaftlicher Anerkennung ein Beitrag zum aktuellen Diskurs über das vorherrschende Menschenbild in Ökonomie, Politik und Kultur. Ist es die gradlinige und eindeutige Ausrichtung auf persönliche Nutzenmaximierung, wie sie im Modell des »homo oeconomicus« angelegt und mittlerweile vielfach in allen Lebensbereichen propagiert und durch neue Kommunikationsformen gefördert wird? Oder ist es die Vorstellung vom Menschen als einem Wesen, das zum Einspruch, Widerspruch und letztendlich zu unberechenbarer Kreativität fähig ist und befähigt werden soll? Was in der therapeutischen Arbeit zunächst als selbstverständliche Beobachtung thematisiert wird, rückt so in den weiteren Horizont einer freiheitlichen Gestaltung des sozialen, ökonomischen und kulturellen Zusammenlebens und seiner Entwicklung. Das wiederum bekräftigt die Einsicht in die weitreichende, höchst aktuelle Bedeutung therapeutischer Arbeit.“ Kurt Lüscher, Hans Rudi Fischer, Insa Fooken, Vera King und Ulrich Clement steuern zu diesem Themenkomplex Beiträge bei, die sich u.a. mit Ambivalenerfahrungen bei „späten Scheidungen“, in adoleszenten Generationenbeziehungen und des sexuellen Begehrens beschäftigten.

Familiendynamik 39(2)

Familiendynamik
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Das Heft 3 nimmt in seinem Themenschwerpunkt „Risiken der Prävention“ Vorträge einer leider nur kleinen, aber hochkarätigen Tagung im Zürich im Herbst 2013 auf, das zum Jubiläum des Ausbildungsinstituts Meilen veranstaltet wurde. Der Präventionsdiskurs, der sich in den Dienst der Vermeidung von Risiken stellt, muss sich daraufhin abprüfen lassen, inwieweit er nicht selbst zum Risikopotential wird. Ulrike Borst im Editorial: „An Übergängen im Lebensverlauf ist es wohl normal, wenn es zu Krisen kommt. Der Ausgang aus der Krise ist zentral: Gelingt es, gestärkt daraus hervorzugehen oder führt sie in langdauernde Problemlagen, Krankheit oder gar Tod? – Wie soll Prävention beschaffen sein, damit sie den Verlauf günstig beeinflusst? Und hat sie denn nur erwünschte Effekte? Diese letzte Frage wird im Fokus dieses Hefts noch weiter differenziert: Schränkt Prävention unter Umständen die autonomen Gestaltungs- und Resilienzpotentiale von Einzelnen und Familien ein? Wer legt fest, was normal ist? In welchen Fällen sollte eingegriffen, Hilfe »verordnet« werden? Wie und wann wird gut gemeinte Hilfe stigmatisierend und diskriminierend?“. Mit diesen und anderen Fragen beschäftigen sich Bruno Hildenbrand, Andrea Lanfranchi, Gundula Barsch, Christa Berger und Albert Wettstein in sehr lesenswerten Beiträgen.

Alle bibliografischen Angaben finden Sie auch im neuen systemagazin am gewohnten Ort unter Zeitschriften. Der besseren Übersicht halber sind im Zeitschriftenarchiv aber ab sofort alle Einträge jeweils für einen Jahrgang zusammengefasst. Die Familiendynamik macht den Anfang, alle anderen Zeitschriften sind noch am alten Platz, aber durch die Links unter Zeitschriften wie immer zu erreichen. Hier geht’s zu den aktuellen Heften der „Familiendynamik“

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